Realitäten im Senegal

 
 

Auf dem afrikanischen Kontinent gehört der Senegal bereits zu den besser gestellten Ländern Afrikas. Aber auch hier greift die Armut noch so tief, dass die menschlichen Grundbedürfnisse nicht abgedeckt sind. So wird das verfügbare Geld direkt in Nahrung investiert, sofern überhaupt welches vorhanden ist. Aufgrund der herrschenden Armut im Senegal sowie der mangelnden Arbeitsmöglichkeit, liegt der Schwerpunkt beim Grossteil der Bevölkerung bei der Befriedigung der Grundbedürfnisse. Das Leben im Senegal ist ein Leben in und mit der Natur. Tiere wie beispielsweise Schafe und Hühner sind fester Bestandteil des Haushaltes. Gewaschen wird von Hand, gekocht auf dem Feuer oder mit Gas und die Hitze bestimmt gemeinsam mit der Religion den Tagesrhythmus. Die Mehrheit der Bevölkerung lebt den muslimischen Glauben. Wobei der Senegal für die Vielfalt der im Land vorhandenen Religionen und Ethnien sowie deren friedliches Zusammenleben bekannt ist. Der Religionsunterricht findet mehrheitlich in den Koranschulen (Dara) statt, welche einen hohen Stellenwert in der Gesellschaft haben. In den Koranschulen werden Koraneinweisungen gemacht und dabei Disziplin, Demut und die arabische Sprache vermittelt. Die Kinder werden oft in die Daras gebracht, da das Elternhaus nicht in der Lage ist, alle zu versorgen. Aufgrund der hohen Armut gibt es Lehrpersonen, welche sich als Mara (Koranlehrer) bezeichnen, ihre Schüler den ganzen Tag auf die Strasse schicken, um nach Geld oder Essen zu betteln. So kommt es vor, dass gewisse Geldbeträge gefordert werden, ohne diese die Kinder geschlagen werden würden. Aufgrund der Distanz zum Elternhaus, des Respekts vor den Eltern oder der Armut können die Kinder meistens nicht ins Elternhaus zurück. Dies führt dazu, dass die Kinder immer wieder die Option wählen, sich auf der Strasse alleine durchzukämpfen. Oftmals wissen die Elternhäuser nicht Bescheid über die Umstände in den Koranschulen, in die sie ihre Kinder schicken. Aufgrund dessen sieht man hier in den Strassen von Senegal vermehrt Kinder und Jugendliche, welche unter diesen Umständen leiden.

Der Senegal richtet sich nach dem französischen Schulsystem. Da die Nationalsprache Französisch ist, wird sie auch als Unterrichtssprache verwendet. Die Herausforderung dabei ist jedoch, dass viele Kinder das Französisch nicht beherrschen und nur die einheimische Sprache «Wolof» sprechen. Durch die herrschende Armut wird das wenige Geld mehrheitlich für die Bildung der Jungen verwendet. Die Hälfte der Bevölkerung sind Analphabeten. Die Mädchen brechen die Schule aufgrund Verheiratung, Schwangerschaft oder Armut oft vorzeitig ab. Sie werden für die Haushaltsaufgaben und für das Verkaufen von Produkten auf dem Markt und den Strassen von Senegal gebraucht. Die Mehrheit der Bevölkerung finanziert sich den Alltag durch Gelegenheitsarbeit und lässt sich von der Grossfamilie durchbringen. Es ist Realität, dass die Mehrheit der Kinder frühzeitig arbeitet. Manchmal sogar, bevor sie richtig lesen und schreiben können. Sie halten sich auf den Strassen auf, betteln und suchen nach Gelegenheitsarbeiten oder sonstigen Möglichkeiten, an Nahrung zu gelangen. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist unter 20 Jahre alt und der kleinste Teil der Bevölkerung ist über 64-jährig. Die wenigen vorhandenen Arbeitsplätze sind jedoch von der älteren Generation besetzt, sodass es von den jungen Menschen viel Kreativität benötigt, um an Arbeit zu gelangen. Die Perspektivlosigkeit der jungen Menschen im Senegal und die damit entstehenden Armut führt dazu, dass unzählige junge Menschen ihr Glück in Europa suchen. Sie riskieren ihr Leben und nehmen einen lebensgefährlichen Fluchtweg auf sich.

 

©Verein "Coeurs des Enfants"