WIR erleben & SIE erleben

Teilen Sie ihre Erlebnisse mit uns und der Welt

Wir freuen uns auf Ihren Beitrag per E-Mail: verein@coeursdesenfants.org

Wir stillen Hunger

Wir stillen Hunger

Es war der zweite Samstag dieses Jahres als wir, Madiakher und ich, morgens um 7 Uhr, los auf den Markt gingen. Wir wählten den Weg dem Strand entlang zum Markt, denn die Wege durch die Häuser sind länger. Es war ein herrlicher Morgen, etwas kühl, sodass wir einen Pullover, Mütze und auch einen Schal trugen. Der Teil des Marktes den wir ansteuerten, war direkt beim Fischermarkt. Hier ist der Markt aufgeteilt in Teilbereiche. Direkt am Strand ist der Fischmarkt. Hier kommen und gehen die Piroques (Fischerboote) und verkaufen den Fisch direkt an die Händler. Schon früh sind hier die Menschen und Tiere auf den Beinen. Die Piroques kommen an und werden mit einem Seil am Strand befestigt. An Land gezogen werden die Schiffe nicht, denn die meisten gehen nach dem Abladen und dem wieder auffüllen des Essvorrates, wieder zurück aufs Meer. Starke Jungs transportieren den Fisch von den Schiffen durchs Wasser an den Strand. Eine nicht ganz so ungefährliche Arbeit, da die Wellen gnadenlos durch rollen und das Wasser hoch und kalt ist. Auf den Köpfen werden die Fische in Schachteln ans Festland transportiert. Die Frauen, die den Fisch abkaufen, verarbeiten ihn weiter und verkaufen alles was zu verkaufen ist, während die Katzen die Fischabfälle frühstücken. Es ist wie eine Welt für sich. Neben dem Fischermarkt ist der Lebensmittelmarkt mit Gemüsen, Früchten und Getreide. Nach und nach reihen sich die anderen Teilbereiche dazu. Der Bereich mit den Hühnern, Vögeln, Kleidern und noch so einiges mehr. Über die eine grosse Strasse rüber, ist der Holzmarkt. Es sind wie kleine Quartiere mit ihren entsprechenden Produkten. Dazu lohnt es sich aber definitiv weitere Blogeinträge zu schreiben. Der Markt im Senegal ist definitiv eine Welt für sich.

Als wir den Strand entlang gingen, konnten wir immer mehr Piroques sehen und die Fischer, welche sich bereit machen ins Meer zu stechen. Früher war Madiakher auch als Fischer und Piroque Bauer tätigt. Seine Kenntnisse über dieses Metier sind unglaublich. Während wir in richtung Fischermarkt gehen, wird uns alle paar Meter etwas zu gerufen, gegrüsst oder irgendwelche Sprüche nachgerufen. Von herzlichen Begrüssungen und lustigen Sprüchen bis zu unschönen Kommentaren war alles dabei. «Schau Madiakher ist jetzt reich, er hat eine Weisse und muss jetzt nicht mehr arbeiten gehen.» Oder: «Gibt mir deine Frau für eine Ausfahrt. Ich bringe sie dir schon wieder zurück.» Unsere Reaktionen blieben stets freundlich, doch teilweise war ein kleines Kopfschütteln schon dabei. Doch ein par schelmische Antworten konnten wir uns nicht verkneifen. Und natürlich machten wir uns auch unseren Spass darauf, dass ich auf Wolof ihnen antwortete, was sie nicht erwarteten. So antwortete ich dem Fischer auf Wolof, dass er ein Saï Saï ist. Saï Saï könnte übersetzt werden mit einem Banditen, Schelm oder auch einer der gerne aufs Ganze geht beim Flirten. Vollkommen überrascht, dass ich Wolof spreche und einen Satz bildete mit dem Wort «Saï Saï», stimmte er in ein verlegenes Lachen mit ein und meinte, dass wir doch die Saï Saï’s wären.

Beim Fischmarkt angelangt durchquerten wir ihn, denn beim hinteren Teil des Fischmarktes kommen immer ein paar Frauen, welche «Sow» verkaufen. «Sow» ist wie bei uns Natur Joghurt. Es sind die Frauen der Kuhhirten, der Ethnie „Peul“, welche die Milch ihrer Kühe als Sow verarbeitet verkaufen. Die Ethnie „Peul“ oder auf Deutsch „Fula“ genannt ist ein ursprüngliches nomadisches Hirtenvolk, welches in grossen Teilen von Westafrika lebt. Mittlerweile sind sie überwiegend sesshaft geworden. Jeden morgen kommen die Frauen, welche von Mboulem her kommen, nach Mbour auf den Markt und verkaufen die Milch ihrer Kühen. Die Männer sind mit den Kühen unterwegs und die Frauen verkaufen die Produkte. So kauften wir Sow und gingen weiter, um noch die Hirse zu kaufen. Wir hatten nun fast alles gekauft für das Laax. Laax ist ein Hirsebrei mit Milch oder Joghurt, der gerne zum Frühstück gegessen wird. Er gibt Kraft für den ganzen Tag.

Ein Großteil der Bevölkerung wacht hier morgens auf und weiss nicht, wie sie ihren Hunger stillen sollen. Ziemlich in jedem Quartier in ganz Senegal kann die Armut an jeder Ecke gesehen werden. So auch im Quartier Tefess. In Tefess ist Madiakher gross geworden und kennt das Quartier so gut wie seine eigene Hosentasche. Das Quartier Tefess ist in Mbour und liegt direkt am Meer. Wie ihr euch vielleicht denken könnt, ist es ein Fischerquartiert. Geht man durch die Strassen liegen meterlange Fischernetze am Boden und Männer sitzen daran, um sie zu reparieren. In anderen Strassen sind weitere Fischer, die die Piroques (Fischerboote) bauen, reparieren und bunt bemalen. Dazwischen sind unzählige Kinder, die mit ihren Kübelchen nach Essen und Geld betteln. Und in einer der Seitenstrassen ist das Familienhaus von Madiakher.

Im Quartier Teffess sind wir zum Haus von Mane gekommen. In ihrer Boutique, ein kleines Lebensmittelgeschäft, kauften wir noch Zucker, um der Mahlzeit noch die gewohnte Süsse zu verleihen. Sie freute sich sehr über unseren Besuch und freute sich darauf das Laax zu kochen, als wir sie deswegen fragten und begann direkt mit dem Kochen. Feuer machen, Wasser aufkochen, Laax vorbereiten und hineingeben, währenddessen die Milch mit dem Zucker verquirlen und immer wieder das Laax umrühren. Mama Mane kochte zügig und immer wieder gab sie einem Kind, das um sie herum war, den Auftrag seine Spielfreunde zu rufen. Immer mehr Personen kamen zu Mama Mane und sie stellte die vier grossen Schüsseln mit dem Laax bereit. Ein wenig stellte sie noch auf die Seite, um die leeren Platten wieder auffüllen zu können. Denn mehr als vier Platten hatte Mama Mane nicht. Kleinkinder, Erwachsene, Teenager, Mädchen und Jungen, die alle Hunger hatten und davon hörten, kamen herbei und konnten ihre Bäuche mit Laax füllen. Mit umgerechnet knapp 15 CHF konnten an diesem besagten Samstag unzählige Personen satt werden und mit einem Frühstück in den Tag starten. Auch an einem Samstag im Monat Februar konnten wir mit 11 CHF ein weiteres Frühstück für mehr als 20 Kinder und Jugendliche kochen.

Wir sind unglaublich dankbar für eure Spenden. Solche Momente erleben zu dürfen ist großartig! Unzähligen Menschen die Möglichkeit schenken, gut gestärkt in den Tag zu starten, ist wundervoll. Wir möchten euch herzlich dafür danken und wünschen uns sehr, dass wir noch unzählige Mahlzeiten mit euch zusammen ermöglichen können. Am 24. März 2022 werden wir zusammen Yassa Poulet kochen für die leeren Mägen. Dafür fragen wir um die Zutaten, um viele Yassa Poulet Platten kochen zu können. Wir möchten vielen Menschen eine gute Mahlzeit ermöglichen. Deshalb, jede Spende zählt. Umso mehr zusammen kommt, desto mehr Mahlzeiten können wir kochen. Erfahre mehr über die verschiedenen Gerichte, die wir kochen möchten und welche Zutaten dafür gebraucht werden. Unter Events kannst du alles darüber erfahren.

©Verein "Nio boku gis gis - on vois dans la même direction"