Welche Abenteuer stehen mir wohl nun bevor? (4/4)
Am 20. März früh morgens warteten wir auf unseren Taxifahrer. Heute war es ein anderen, welchen wir am Abend zuvor gebucht hatten. Fünf Minuten nach der vereinbarten Abfahrtszeit riefen wir ihm zum 10ten mal an. Endlich nahm er das Telefon entgegen, das erste Telefonat an diesem Morgen. Wo er denn sei? Ach, er könnte nicht kommen. Die Bremse würde sei Tagen nicht funktionieren. Unser Ärger darüber, nun ohne Taxifahrer dazustehen, musste weichen, denn wir benötigten ein Taxi, welches uns sicher nach Thies und zurück brachte. So gingen wir so schnell es ging zu Fuss zur grossen Strasse. Da gibt es Taxis, doch da es noch so früh war, waren nur wenige schon wach und am Taxifahren. Wir fragten uns durch, fanden zwei Taxifahrer und verhandelten den Preis. Die Preise wurden sehr hoch angesetzt, doch Madiakher verhandelte genau so hart wie sie. Endlich sind wir auf unserem gewünschten Betrag angelangt und wir fuhren etwa eine Stunde später ab nach Thies. Was für ein Start in den Tag. Ich betete zu Gott, dass wir diese Fahrt gut hinter uns bringen werden, denn das Auto hatte seine besten Tage schon hinter sich und für eine Fahrt von einer Stadt zur anderen war ich nicht ganz sicher, ob es den Strapazen standhalten wird. Die Strassen auf der Route National sind nicht überall die besten und weisen viele Löcher auf. Ein stabiles und gut gefedertes Auto ist da von Vorteil. Ohne Rückspiegel, ohne Seitenspiegel, die Frontscheibe etwas demoliert, die eine Autotür blockiert, aber mit einer guten Federung fuhren wir mit diesem Auto nach Thies. Dieses Mal kamen wir erst gegen den späten Morgen in Thies an, denn die Fahrt ging ja wie gesagt später los und das Auto konnte nicht all zu schnell fahren, sodass die Fahrt seine Zeit andauerte. So waren noch mehr Menschen anzutreffen, welche die Prüfung ablegen wollten. Zum dritten Mal ging alles von vorne los. Mann finden mit meinem Dossier, durch die Menschenmenge schlängeln und in der Warteschlange anstehen. Wie schon die letzten beiden Male, durfte ich als Frau direkt vorne in die Warteschlange, sodass ich nach keinen fünf Minuten an der Reihe war. Wieder ging ich auf den älteren Herrn zu, der auf einem Stuhl mein Dossier entgegennahm. „Ich hätte schon oft die Prüfung gemacht.“ Sagte er mir, nachdem wir uns begrüsst hatten. „Wieso hätte ich die Prüfung noch nicht bestanden, fragte er mich?“ „Ich kann mir dies auch nicht erklären“, antwortete ich. „In Europa hätte ich den Fahrausweis schon längst.“ Heute wäre es das letzte Mal, dass ich an die Prüfung kommen müsste, er würde mir das Dossier nun bestätigen. Die Prüfung sei nun bestanden. Noch sass ich nicht im Auto und bin noch nicht gefahren, doch ich freute ich über diese Nachricht. Er schickte mich zum Auto, um zu fahren. Heute sollte ich den Sicherheitsgurt anlegen und als ich aus lauter Gewohnheit die Handbremse lösen wollte, lächelte der Fahrlehrer neben mir voller Stolz. Sie können Autofahren, meinte er zu mir. Ich bestätigte mit einem Nicken und fuhr im ersten Gang los. Heute sollte ich auch blinken als ich nach links fuhr. Ich fragte, ob ich heute auch nach rechts fahren dürfte. Es war ein tolles Auto, das einwandfrei fuhr und einen guten Motor hatte. Es machte richtig Spass zu fahren. Er pfichtete mir bei und ich fuhr nach rechts. Natürlich blinkte ich davor noch. Keine zwei Meter Distanz habe ich hinter mich gelegt, doch es machte Freude etwas mehr zu fahren und jemanden neben einem zu haben, der das Fahrkönnen von mir auch richtig einschätzen konnte. Möchtest du noch rückwärtsfahren und das Auto wieder seitlich in die Ausgangsposition fahren? Die Fahrprüfung startete immer seitlich an einer Bordsteinkannte. Er wollte mich soeben anleiten, wie ich einlenken muss, um rückwärts zu fahren, als ich schon eingelegt losgefahren bin. Das Rückwärtsfahren und auch die Rechtskurve gehörte nicht zur Prüfung dazu, sodass er erwartete, dass ich möglicherweise nicht seitlich rückwärtsfahren konnte. Noch bevor er mir weitere Anleitungen geben konnte, stand das Auto schon seitlich wieder in der Ausgangslage. Wie gesagt, die Distanz waren keine zwei Meter. Voller Freude teilte er mir mit, dass ich die Prüfung bestanden habe. Ich wäre eine sehr gute Fahrerin. Als ich fragte, wie ich nun weitere verfahren müsse und wer mir das bestätigte, dass ich bestanden habe, wusste er plötzlich nichts mehr. Ich soll den älteren Herrn fragen. Er könnte mir weiterhelfen, falls ich bestanden hätte. Ich verabschiedete mich und ging wieder zum älteren Herrn auf dem Stuhl. Die Männer, welche die Prüfung koordinierten, wollte mich schon wegschicken, als mich der ältere Herr zu sich rief. Ich würde die Tage einen Anruf erhalten und das weitere Vorgehen mitteilt bekommen. Doch ich werde sicher meinen Ausweis erhalten, ich hätte bestanden.
Müde nach der Fahrt, zurück in Mbour ruhte ich mich etwas aus als Madiakher mich anrief. Er war schon wieder unterwegs arbeiten an unserem aktuellen grossen Projekt. Herr W. hätte ihn angerufen, teilte er mir mit. Herr W. hat ihm erklärt, dass er es nun geschafft hatte mir mein Dossier zu bestätigen, sodass ich nun bestanden habe. Er formulierte es so, als wäre es sein Verdienst gewesen, dass ich nun bestanden hätte. Ich müsste in zwei Wochen nochmals nach Thies fahren mit einer Steuermarke. Danach könnte ich meinen Fahrausweis abholen. Diese zwei Wochen dauerten ewig, vor allem auch deswegen, weil die zwei Wochen sich in vier Wochen verlängerten. Gute vier Wochen nach dem letzten Telefonat machte sich Madiakher auf das Steueramt Mbour, wie es Herr W. uns gesagt hatte, um die Steuermarke zu kaufen. Da angekommen, erhielt Madiakher die Nachricht, dass es diese spezifische Steuermarke hier in Mbour nicht geben würde. Nach dem Korité Fest (Fastenbrechen) ging es das letzte Mal nach Thies. Dort angekommen warteten schon so einige Personen darauf, dass sie in die Behörde hinein gehen können um den Fahrausweis entgegen zu nehmen. Wir steuerten zielstrebig auf den Securitas Kollegen von Madiakher zu. Die Wiedersehensfreude war riesig und nach dem ich meine Unterlagen von meinem dritten Besuch ihm gegeben hatte, konnten wir direkt hinein. Im letzten Moment habe ich zuhause noch an diese Unterlage gedacht. Ich musste an diesem Tag meine Fingerabdrücke geben sowie ein Passfoto machen. Dafür erhielt ich eine entsprechende Unterlage, die ich nun wieder benötigte.Zum Glück habe ich noch auf meine Intuition gehört, denn keiner hat mir mitgeteilt, dass wir diese Unterlagen je wieder benötigen würden. Es war schon halb neun Uhr morgens und die Angestellten der Behörde trudelten langsam ein. Im Innenhof der Behörde kam langsam Leben auf und ein Büro nach dem anderen wurde besetzt. Wir warteten nicht lange, als ein Herr kam und das Geld für die Steuermarke einsammelte. Er klemmte die Steuermarke an meine Unterlage, welche unser Securitaskollege in der Hand hatte. Keine zehn Minuten später wurde ich als zweite Person aufgerufen, um meinen Fahrausweis entgegen zu nehmen. Ein Zimmer voller kleiner Kartonkistchen in der Grösse von Kreditkarten waren um den einen Herrn herumgestellt. Seine beiden Schreibtische waren voll, alle drei Regale um ihn auch noch. Schnell versuchte ich mir einen Überblick zu verschaffen. Wie findet er nun in all diesen Kartonkästen meinen Fahrausweis? Denn in jedem von diesen Kästchen waren über 100 Fahrausweis drin, bemerkte ich, als er eines davon öffnete. Er scannte den Strichcode auf meiner Unterlage ein und erhielt auf einem Display eine Nummer. Aha, so weiss er nun welches dieser Kartonkästchen meinen Fahrausweis enthalten sollte. Denn jedes Kartonkästchen hatte eine Nummer. Noch kurz musste das Programm meine Fingerabdrücke zur Verifizierung überprüfen und schon stand ich endlich mit meinem Fahrausweis in den Händen da.
Was für ein Abenteuer und Geduldsprobe, bis zu dem Moment als ich endlich den Fahrausweis in den Händen hielt. Nach fünf Monaten, etlichen hin und her Fahrten und sonstigen Erlebnissen, hielt ich nun endlich den senegalesischen Fahrausweis in den Händen. Welche Abenteuer stehen mir wohl nun bevor?