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Weitere Eindrücke

Weitere Eindrücke

Mögt ihr euch daran erinnern, als ich von meiner Begegnung mit «Papa» erzählt habe? Vor einigen Tagen ist er in hohem Alter in Ruhe verstorben. Nach kurzer Zeit schon fand die Beerdigung in der heiligen Stadt Touba statt. Hier in Mbour, und ich vermute noch an vielen weiteren Orten, wurde an Papa gedacht und für ihn gebetet. Am achten Tag nach seinem Tod fand ein Fest statt, in Gedenken an Papa. Viele Menschen, die Papa kannten, strömten zu seinem Haus. Gemeinsam wurde gebetet, gegessen und gesprochen. Es war ein friedliches Zusammensein, voller schöner Erinnerungen und Gedanken an Papa. Das Haus von Papa ist an einem anderen Ort als die Stadt Mbour, etwas ländlicher, in einem Dorf. Es schien mir, als wäre es ein etwas grösseres Dorf, welches von vielen Menschen bewohnt wird. Zusammen mit Madiakher und drei Freunden von uns gingen wir zu Papa. Die Fahrt hin und zurück war ein Erlebnis. Ein Freund von uns, der ein Auto hatte, fuhr uns. Das Auto war ein Fünfplätzer, schon etwas heruntergekommen, aber es fuhr einwandfrei. Im Tropeninstitut Basel hat man mir damals nahegelegt, in Afrika nie in ein Auto zu steigen, welches Defekte aufweist. Sprich, welches nicht den Schweizer Standards entspricht. Hmmm, wenn ich hier umherblicke, gibt es so ziemlich keine Taxis, welche den Schweizer Standards entsprechen würden… so nutze ich halt, wie alle anderen Menschen auch, hier die Taxis. Denn ich möchte ja auch von einem Ort zum Anderen fahren können und längere Strecken überwinden.

Wegen Corona trugen wir alle eine Maske, denn so ist die Vorschrift. Wir waren eine Person zu viel im Auto. Kurz vor einem grossen Kreisel hielten wir plötzlich an und einer von uns stieg aus. Ich hörte, dass das Gespräch plötzlich lauter wurde und die Diskussion etwas hitziger. Den Gesprächsinhalt konnte ich nur teilweise verstehen, da sie schnell Wolof sprachen. Ich hörte jedoch heraus, dass es sich um Etwas bezüglich der Polizei und deren Kontrollen handelte. Man erzählte mir, dass an dieser Stelle nach dem Kreisel die Polizei regelmässig Kontrollen machen würde. Und da wir eine Person zu viel im Auto waren, würde dies sicherlich eine Busse kosten. So lief jemand von uns die Strecke und wir anderen wartenden wenige Meter nach der Polizeistation auf ihn, damit er wieder einsteigen konnte. Die Fahrt ging weiter durch kahle Landschaften. Die Trockenheit ist immer mehr auch an der Natur zu sehen. Die Bäume sind nicht mehr alle ganz grün. Kilometer um Kilometer fuhren wir an Affenbrotbäumen, hier bekannt als «Baobab», vorbei. Ziegen, Kühe und Esel waren immer wieder in den Feldern zu beobachten. Auf den ersten Blick schauten die Gegenden unbewohnt und unbelebt aus. Doch auf den zweiten Blick sah man Menschen in den Steppen oder Gärten, die unterwegs waren. Sie waren am Arbeiten oder mit den Tieren beschäftigt. Weit in der Ferne konnte man Hütten und kleine Dörfer sehen. Je weiter wir uns von der Grossstadt Mbour entfernten, desto ländlicher wurde es. Wir passierten Herden von Kühen und Ziegen. Es war klar zu erkennen, dass hier hauptsächlich Landwirtschaft betrieben wird. Angekommen bei Papa begrüssten wir zahlreiche Menschen, die auch gekommen waren, um Papa zu gedenken. Vom Innenhof aus wurden wir in den Hinterhof geführt. Auch hier hatten sich weitere Menschen versammelt. Es gab welche, die am Beten waren, die Frauen sah man das Mittagessen vorbereiten. Verschiedene grosse Pfannen waren schon auf dem Feuer bereit, die Tiere geschlachtet und das Fleisch bereit zum Kochen. Die Besucher wurden in Gruppen aufgeteilt, um grosse Menschenmassen zu vermeiden. In einer anderen Ecke kochte über einem Feuer ein Topf Kaffee. Zum Essen gab es Brot mit Butter und Schokolade, zum Trinken Kaffee. Gemeinsam verbrachten wir Zeit, in Gedanken bei Papa und seiner Familie. Es war eine fröhliche und entspannte Gemeinschaft. Eine Weile später machten wir uns wieder auf den Weg zurück nach Hause.

Im Auto wurde hitzig über das aktuelle Thema «Corona» diskutiert. Jeder teilt eine etwas andere Meinung oder hat ein anderes Wissen darüber. Wobei die Frage: «Hast du schon jemanden gesehen, der Corona hatte», oft/stets/meist mit «Nein» beantwortet wird. Nun, was stimmt und was nicht, weiss keiner so genau. Aber was wir wissen ist, dass wir alle bei guter Gesundheit sind. Und dafür sind wir unglaublich dankbar.

Die Steppenlandschaften zogen wieder an uns vorbei. Weisse Kühe mit grossen Hörnern liefen über die Strassen und liessen unser Fahrtempo etwas verlangsamen. Durch die Schlaglöcher fuhr der Taxifahrer im Slalom, um möglichst keinen Schaden davon zu tragen und uns eine entspannte Autofahrt zu ermöglichen. Zurück auf der grossen Strasse waren wir inmitten von Lastwagen, beladen mit grossen Containern aus Europa. Motorräder, Velos, Fussgängern, Tiere und Kutschen tummelten sich. Hier Auto zu fahren fordert eine hohe Konzentration. Immer wieder drosselte der Taxifahrer das Tempo, schaltete in den zweiten Gang, um die Hürden zu umfahren oder die Menschen und Tiere passieren zu lassen. Plötzlich bogen wir auf eine Sandstrasse ein. Es ist zu sagen, dass soweit alles Sandstrassen sind, ausser die etwas grösseren Strassen. Wir fuhren durch ein Dorf, über Landsträsschen, welche die grosse Strasse umgingen. Die Konzentration war auf der Strasse und im Auto war es still bis auf ein paar wenige Kommentare, welche Bezug nahmen auf das weitere Vorgehen. Auf einmal waren auf der anderen Strassenseite Polizisten zu erkennen. Ich realisierte, dass wir wieder auf derselben Höhe jener Strasse waren, wo die Kontrolle durchgeführt wurde.  Doch durch unsere Route auf dem Rückweg umgingen wir eine erneute Kontrolle. Die letzte Strecke vor der Ankunft zu Hause fuhren wir durch Nebenstrassen, um entspannt anzukommen.

 

Zurück zu Hause, gefüllt mit wundervollen Erlebnissen, freuten wir uns darauf, etwas kühles Wasser zu trinken und uns wieder dem Tagesgeschäft zu widmen.

 

Seid lieb gegrüsst und ganz viel Sonnenschein aus dem Senegal,

Muriel & Madiakher

©Verein "Nio boku gis gis - on vois dans la même direction"