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Was für eine Powerfrau (3. Teil)

Was für eine Powerfrau (3. Teil)

Alle Wellblechdächer waren noch vor dem Arbeitsunterbruch abgenommen Vier Kinder und ihre Mama sowie Freunde, die auch noch im zuhause von Mama Mane nächtigten, schliefen unter einem Zelt, welches sie aus Tüchern errichteten. Die Nächte waren jedoch so kalt, dass dies nicht mehr lange ein gemütliches Nachtlager war. Gerade für die Kinder und ihre Mama musste eine bessere Unterkunft her. So ging Madiakher auf die Suche und fand ein Zimmer bei Nachbarn, welches er anmieten konnte für die Zeit der Baustelle. Welch ein doofer Zeitpunkt für einen Unterbruch der Bauarbeiten.  

Zum selben Augenblick bekamen auch wir Besuch von meinen Eltern. Es war ihre erste Reise in den Senegal. Was für ein Abenteuer, das erste Mal nach Afrika zu kommen und die Familie von meinem Ehemann kennen zu lernen. Wir holten sie vom Flughafen in Dakar ab und wir fuhren gemeinsam durch die Nacht nach Hause in unsere aktuelle Wohnung in Mbour. Nun war unsere Wohnung gut gefüllt, denn jetzt war auch noch das dritte Zimmer belegt und somit alle Zimmer ausgelastet. Seit Anfangs Dezember lebte auch Noëmi bei uns und verbachte mehrere Monate bei uns und Coeurs des Enfants. Gemeinsam genossen wir die Zeit hier in Senegal. Wir machten Ausflüge auf die Ile Gore, die Sklaveninsel bei Dakar, wir gingen auf den Markt in Mbour einkaufen, fuhren mit den Pferdekutschen durch die Strassen, verbachten Zeit mit der Familie von Madiakher, feierten meinen Geburtstag und reisten in den Norden von Senegal, nach St. Louis. Spaziergänge am Strand entlang, welcher keine fünf Gehminuten von unserer Wohnung ist, liessen unsere Morgenstunden bereichern und gemütlich in den Tag starten. Es war eine herrliche Zeit mit unzähligen Erlebnissen. Die Zeit ging unglaublich schnell vorbei und so stand auch schon bald wieder der Abschied vor der Türe. Zu Beginn des Monats März reisten zuerst meine Eltern ab und wenige Tage später auch Noëmi. Die Wohnung war wieder leer und ungewohnt ruhig und so ging hier wieder der Alltag los.  

Ein Monat nach dem Arbeitsunfall und nach der Abreise von meinen Eltern und Noëmi starteten die Bauarbeiten endlich wieder. Welch eine Freude! Wir konnten es kaum erwarten und sassen schon wie auf heisser Kohle. Auch unser Bauherr konnte es kaum erwarten wieder auf der Baustelle zu sein, sodass die beiden Männer auf der Baustelle wieder Vollgas gaben. Nun wurde nicht nur Montag bis Freitag gearbeitet, sondern Samstag und Sonntag direkt auch noch. Eine Woche dauerten die Feinschliff-Arbeiten noch und dann kam der grosse Tag. Zu fünft packten sie an und verarbeiteten zwei Tonnen Zement an einem Tag. Der Zement vermischt mit kleinen Steinen und Sand, welches unten am Boden angemischt wurde, transportierten sie durch Manneskraft Kessel für Kessel nach oben auf das Dach. Dort wurde die Sandmasse in die Schubkarre geschüttet und mit Wasser vermischt und zu einer Zementmasse verarbeitet. Eine Tonne mit Wasser wurde durch den Wasserschlauch, der nach oben verlegt wurde, gefüllt. Schubkarre für Schubkarre an Zementmasse wurde angemischt und auf dem Dach verteilt. Von morgens früh bis abends spät arbeiteten sie mit vereinten Kräften und gossen die ganze halbe Seite des Hauses. Drei Zimmer und die Hälfte des Ganges waren gegossen und zum Trocknen bereit. Haus, Kleider der Arbeitenden und deren Körper war staubig und voller Zement. Madiakher hinterliess regelrecht Spuren, als er sich von einem Ort zum anderen bewegte. Madiakher komplett in weiss gepudert. Total erledigt und mit starkem Muskelkater ging es am nächsten Tag direkt weiter mit der anderen Seite des Hauses. Denn während die gegossene Seite nun für ungefähr zwei Wochen trocknen muss, wird die andere Seite bereit gemacht für das Giessen des Daches. Jeden Abend und am Morgen wurde das gegossene Dach die ersten Tage noch mit Wasser befeuchtet, sodass es sehr langsam trocknen konnte. 

Mit einer Holzleiter konnte man auf das Dach klettern. Hier im Senegal ist die Baustelle nicht so gesichert, wie wir dies in der Schweiz kennen. Und auch am Boden liegen die unterschiedlichsten Dinge, sodass es nicht ganz ungefährlich ist, da herumzuspazieren. So kam es auch immer wieder zu kleineren Unfällen, als die Kinder auf dem Abenteuerspielplatz, obwohl dies untersagt war, spielten. Auch Mane verletzte sich einmal, als sie ausversehen auf einen Nagel stand. Vor und auch nach dieser Verletzung war Mane, wenn immer es ging mit auf der Baustelle. Entweder packte sie mit an und räumte Dinge aus dem Weg, kochte für die Bauarbeiter und manchmal entdeckte Madiakher sie auf dem Dach, morgens früh, beim Bewässern des frisch gegossenen Dachs. Was für eine Powerfrau.

Wann wird wohl die zweite Hälfte des Daches gegossen und wann wird der untere Stock wieder bewohnbar sein? Mehr im nächsten Blogeintrag.

©Verein "Nio boku gis gis - on vois dans la même direction"