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Warst du schon einmal auf einem Stoffmarkt in Senegal?

Warst du schon einmal auf einem Stoffmarkt in Senegal?

Warst du schon einmal auf einem Stoffmarkt in Senegal? Es ist überwältigend. Als ich zum ersten Mal auf dem Markt in eine der Stoffboutiquen ging, war ich zuerst leicht überfordert. So viele Farben, Muster und Stoffe. Der Wahnsinn! Es sind nicht Läden wie wir sie aus der Schweiz kennen. Im Zentrum des Marktes gibt es einige grosses Gebäude. Darin befinden sich im Parterre unzählige solche Stoffboutiquen. Ihr könnt euch dies wie Garageboxen mit grossem Tor vorstellen. Am morgen wird es geöffnet und es bleibt den ganzen Tag hinweg offen. Solche Stoffboutiquen gibt es natürlich in verschiedenen Grössen und es sind auch nicht alle in solchen «Garagen» ähnlichen Gebäuden. In diesem Gebäude hier in Mbour gibt es alle Stoffe, welche nicht elastisch sind. Sucht man elastische Stoffe, muss man nebenan in eine andere Abteilung. Da sind es ganz viele Stände, kleinere und grössere, welche alle einzeln ein Dach über ihrem Stand gebaut haben. Um es besser zu stabilisieren, haben sie die Dächer zusammen befestigt und somit kommt mir jeweils vor, als würde ich mich unter einem riesigen Zeltdach in kleinen Gässchen befinden.

Zu Beginn von meiner Zeit hier in Senegal brauchte ich immer etwas Zeit auf dem Markt, um die Reize und die vielen Menschen verarbeiten und einordnen zu können. So atmete ich immer zuerst einmal durch, bevor ich mich an die Auswahl der Stoffe machte. Mittlerweile bin ich dies alles schon so gewöhnt, dass ich diese «Aufwärmphase» nicht mehr brauche. Ich liebe diese Waxstoffe mit ihren wundervollen Mustern. Sobald ich im Stoffparadies angekommen bin, könnte ich meterweise Stoffe einkaufen. Ich liebe es. Ich gehe jedoch immer mit genauen Angaben und Ideen auf den Stoffmarkt. Welches Kleidungstück ich machen möchte und wieviel Meter Stoff ich dafür gebrauche, überlege ich mir schon zuvor. Bin ich unsicher mit den Massen, nehme ich ein Foto von dem Kleidungsstück mit und lasse mich im Laden selber beraten.

Als ich mit meinen Eltern und Noëmi auf den Stoffmarkt ging, es war noch Februar, wurden wir von Mbaya begleitet. Sie zeigte uns den besten Stoffladen auf dem ganzen Markt und half uns beim Verhandeln der Preise. Zuvor hatten wir zuhause genau vermessen, wie viele Meter und wie viele verschiedene Waxstoff-Muster wir einkaufen möchten. Alle zusammen stöberten wir durch die Stoffe. Auch Mama und Noëmi suchten sich Stoffe für ihre Kleiderwünsche, sodass wir alle zusammen richtig in all die Stoffmuster abtauchten. Papa half mir einen klaren Kopf zu bewahren, mitzurechnen sowie die Übersicht zu behalten, wie viele Stoffe wir schon ausgesucht hatten und was es noch genau benötigte, um wundervolle und einzigartige Loopschals anfertigen zu lassen. Alle zusammen haben wir die Farb- und Musterauswahl beraten und ausgesucht. Nun wurden sie für uns zugeschnitten und nach dem Bezahlen ging es mit einem freudigen Grinsen im Gesicht zurück in das Gewühl des Marktes.

Ein paar Tage später machten wir uns, bepackt mit meterweise Stoff, auf den Weg zu unserem Lieblingsschneider Masse. Ich habe bei ihm schon etliche Kleiderstücke anfertigen lassen. Sie wurden allesamt genial und ich habe jeden Tag Freude daran sie zu tragen. In einem kleinen Atelier in einem Fischerqurtier in der Nähe des Strandes hat Masse sein Atelier. Es ist ganz unscheinbar und würde man sich an den Beschriftungen und Bildern auf den Wänden orientieren, würde man nicht erkennen, was sich hinter der Türe verbirgt. Denn auf den Mauern neben seiner Eingangstüre Richtung Strasse steht auf Französisch angeschrieben, dass es ein Spielsaal sei. Einen grossen Schritt nach oben muss man gehen, um in das Atelier hinein zu kommen. Auf zwei Tischen hat er sich seine Singer Nähmaschine aufgestellt. Die Tische und Ablagen um ihn herum sind voller Stoffe und Aufträge, an denen er arbeitet. Auf einer kleiner Bank gegenüber nehmen wir nun also Platz. Also drei von uns, denn für alle fünf ist die Bank zu klein. Mit uns allen im Atelier ist es komplett voll und trotzdem ist es nicht unangenehm. Plötzlich klettert ein kleiner Junge ins Atelier. Denn auf der gegenüberliegenden Seite des Eingangs führt nochmals eine Türe in einen Innenhof. Da leben unzählige Familien, wodurch das Atelier zu einem kleinen Spielplatz wird. Um hinein oder hinaus zu kommen musst du klettern und es gibt viele kleine und tolle Verstecke für ein herrliches Versteckspiel der Kinder. Unter dem Wellblechdach sind Säcke, Taschen und an Schnüren die unterschiedlichsten Dinge aufgehängt. Und in einer kleinen Ecke, vor der Türe in Richtung Innenhof, war in einem kleinen Grill noch Kohle vom Aufheizen des Metall-Bügeleisens am Abkühlen. Der kleine Junge war ein Neffe von Madiakher, der in einem der Unterkünfte im Innenhof lebte. Meine Eltern sah er zum ersten Mal, doch da er Noëmi und mich schon gut kannte, war seine Schüchternheit schnell verfolgen. Immer wieder kletterte er bei der einen Türe hinein, begrüsste uns und kletterte bei der anderen Seite wieder hinaus.

Eine nach der anderen erklärten wir Masse unsere Wünsche für unsere Kleidungsstücke, welche wir mit unserem gekauften Stoff anfertigen möchten. Als ich an der Reihe war, schauten wir zusammen meine Wünsche des Loopschals an und besprachen zusammen die Masse sowie die Stoffauswahl für die einzelnen Stoffe. Glücklich und voller Vorfreude auf das Endergebnis gingen wir nach den Preisverhandlungen, einer Vorauszahlung und einer Verabschiedung wieder zurück nach Hause. Es war eine unvergessliche Begegnung mit Masse, unserem Lieblingsschneider und auch er beteuerte immer wieder welche Freude, meine Eltern kennen gelernt zu haben. Er ist ein Herzensmensch voller Güte und Grosszügigkeit. Sein Metier kennt er gut und es kommt mir vor, als würde er neben dem Wissen wie Kleider gut genäht werden, auch ein einzigartiges Gefühl haben, wie der Stoff und das Kleid am besten angefertigt wird, damit es wie angegossen auf die Person passt. Er ist ein Künstler, der voller Leidenschaft seinem Handwerk als Schneider nachgeht.

Die Ergebnisse, welche Madiakher einige Zeit später abholen ging, waren einzigartig. Zuhause probierten wir sie direkt an und betrachten die Loopschals. Genial! Wir waren rundum glücklich und die Freude, euch diese Schals in die Schweiz mitbringen zu können, steigerte die Freude noch mehr. Denn kurze Zeit später wurden sie verpackt und von meinen Eltern mit in die Schweiz genommen.

Und wer weiss, vielleicht hast du die schon einen ergattern können und trägst ihn nun auch voller Freude. Möchtest du einen solchen einzigartigen Schal und hast noch keinen? 

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