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Während das Poulet in heissem Wasser vorgekocht wurde, kochte im anderen Kochtopf das Wasser für sechs Kilo Reis

Während das Poulet in heissem Wasser vorgekocht wurde, kochte im anderen Kochtopf das Wasser für sechs Kilo Reis

Schon zwei Tage vor der grossen Yassa Poulet Mahlzeit von #wirstillenhunger gingen die Vorbereitungen hier im Senegal los. Madiakher suchte seinen langjährigen Kollegen auf, welcher vor einiger Zeit auf das Anraten von Madiakher hin, mit dem Verkauf von Hühnern begonnen hatte. Madiakher kaufte bei ihm vier Hühner, welche wir dann am Donnerstag früh morgens, bei ihm geschlachtet und gerupft abholen konnten. Mit einer Plastiktüte, gefüllt mit vier grossen eingefrorenen Poulets, gingen wir nun wie geplant zum Haus von Yay Mane (Mama Mane), um mit dem Kochen zu beginnen. 

Obwohl ich eine langjährige Vegetarierin bin, ist das Essen von Fleisch hier eine andere Sache. In der Schweiz hatte ich aufgrund verschiedener Aspekte mit dem Essen von Fleisch aufgehört. Das Essen von Fleisch fand und finde ich nicht partout schlecht, doch für mich haben wir in der Schweiz, sowie in vielen anderen Orten, den Bezug dazu verloren. In meinen Augen ist das Tier zu einem Objekt geworden und der Materialismus ist hiervon ein zentraler Aspekt.

Für mich sind Tiere jedoch keine Objekte, sondern Wesen unserer Natur sowie wie auch wir Menschen Wesen dieser Natur sind - den Tieren sollte mit Respekt begegnet werden und sie sollten auch so behandelt werden. Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich früher immer gesagt habe, ich könnte mir vorstellen wieder Fleisch zu essen, wenn ich an einem Ort leben würde an dem auf eine natürliche Weise dem Verzehr von Fleisch begegnet wird. Hier im Senegal ist der Konsum von Fleisch ein komplett anderer. Das Tier wird hier nicht als Objekt gesehen, sondern als Teil unserer Natur. Alles und jeder hat in der Natur eine Funktion und eine Aufgabe. So ist beispielsweise ein Pferd ein Tier, welches bei Transporten seine Kräfte einsetzten kann und ein Schaf ein Teil der Nahrung des Menschen. Die Tiere leben hier mit den Menschen zusammen und sind Teil des Familiensystems. Soll ein Huhn, ein Schaf, eine Ziege oder eine Kuh geschlachtet werden, wird dies mit sehr viel Vorsicht, Respekt und Gebeten gemacht. Verspeist wird nicht nur einfach ein Teil des Tiers, sondern es wird alles genutzt. Es wird nicht mehr geschlachtet, als nötig und davon alles verwendet. Das, was gegessen werden kann, wird gegessen, das andere wird zu einer Suppe ausgekocht und das Leder wird für Trommeln, Gebetsteppiche oder Kleider gebraucht. Was ausgekocht wurde, wird anderen Tieren als Nahrung gegeben und nur die wenigen Organe, welche sich nicht für den Verzehr eignen, werden weggeworfen.

Jetzt lebe ich wirklich im Senegal und genau diese Weise, die ich mir vorgestellt habe wird hier gelebt. Hier ist jedem und jeder bewusst, dass um Fleisch essen zu können ein Tier sein Leben gibt. Dementsprechend ist der Bezug zum Fleisch und dessen Verzehr ein komplett anderer, welcher nicht mit Materialismus in Verbindung steht. Der Kauf von Hühnern und das anschliessende Schlachten und Ausnehmen des Tieres sowie das Kochen und der Verzehr sind hier etwas total natürliches. Das wir mit Coeurs des Enfants genau diese Natürlichkeit leben und vorleben können, ist uns unglaublich wichtig.

Sochna begann direkt mit den Vorbereitungen des Poulets und Yay Mane und ich mit dem Schneiden von Zwiebeln. Geschickt nahm Sochna die Hühner aus. Sie entfernte was nicht gegessen werden konnte und legte es auf die Seite für das spätere Auskochen in einer Suppe. Nachdem die Poulets ausgenommen waren, wusch sie sie, rieb sie mit Salz ein und füllte an einigen Stellen das Poulet mit einer selbst gemachten Paste aus scharfen Gewürzen. Yay Mane und ich haben kiloweise Zwiebeln geschnitten. Selbst Tage danach begleitete mich der Geruch von Zwiebeln an meinen Fingern. Yay Mane ging am Vortag früh morgens auf den Markt um all die restlichen Zutaten zu besorgen, sie hatte schon einiges an Gemüse wie Karotten, Meerrettich und Bohnen kleingeschnitten. Während wir alles für das Kochen von Yassa Poulet vorbereiteten unterhielten wir uns. Wir drei sassen beisammen, rüsteten, schnitten und quatschen über Gott und die Welt. Die Kinder spielten um uns herum und luden uns immer mal wieder ein, von ihren Mahlzeiten die sie nebenan mit Sand kochten, zu probieren. Regelmässig kamen Leute vorbei, welche durch die kleine Strasse gingen, die durch das Grundstück von Yay Mane führt und grüssten uns. Während wir an den Vorbereitungen waren, pflegte Madiakher die Bäume ums Haus, schickte die Jungs los um Feuerholz holen, ging mit unserem Motorrad zum Mechaniker um die Schrauben anzuziehen und sprach mit den Leuten und lud sie für das Mittagessen ein. Dabei schaute er jedoch immer, dass alle schweren Dinge, wie volle Wasserkanister für das Kochen oder sonstiges schon an dem Ort standen, an dem wir es für das Kochen benötigten. Die Sonne wärmte den kalten Morgen schnell auf, sodass wir uns über die kalten Wassersäcke, welche Madiakher zuvor zusammen mit Eissäcken gekühlt und vorbereitet hatte, sehr freuten. Immer wieder schaute jemand, dass alle die da waren genügend tranken und sich damit etwas abkühlten, denn kochen am Feuer unter der heissen Sonne ist nicht ohne. Während das Poulet in heissem Wasser vorgekocht wurde, kochte im anderen Kochtopf das Wasser für sechs Kilo Reis. Yay Mane wusch in einer grossen Wanne den Reis, Sochna stampfte in einem grossen Holzmörser die scharfe Sauce und ich schnippelte noch immer Kilo für Kilo die Zwiebeln. Immer mehr Frauen und ihre Kinder gesellten sich zu uns, halfen mal hier, mal da mit und die Atmosphäre wurde immer ausgelassener. Die Momente des Kochens sind auch immer die Momente des Austausches. Das sich gegenseitige Helfen gehört hier einfach dazu. War das Gemüse am kochen und Sochna gerade beschäftigt, so hatte es jemand anderes im Blick und rührte nebenbei um. Jeder hatte ein Auge auf die Dinge und übernahm die Aufgaben, die gerade nötig waren. Alle passten auf alle Kinder auf und alle waren mit von der Partie beim Kochen. Jede kannte alle einzelnen Handgriffe, Abläufe und Rhythmen sodass die Person, welche zum entsprechenden Zeitpunkt am entsprechenden Ort war, die entsprechende Aufgabe übernahm. Eine herrliche Atmosphäre! 

Der von Madiakher gerettete Strassenhund Billy, welcher seit langer Zeit fester Bestandteil der Familie ist, zog es immer wieder in Richtung des Poulets. Geduldig wartet er auf einen glücklichen Moment, in dem ein Stück Poulet runterfallen könnte. 

Eine Zutat nach der anderen wurde nun gekocht und stand in den verschiedenen Gefässen bereit um auf den Essensplatten angerichtet zu werden. Die Schwester von Yay Mane stampfte im Holzmörser noch die letzten scharfen Saucen für das Yassa (Zwiebelsosse), das Poulet wurde nochmals in Öl knusprig gebraten und die Zwiebeln köchelten vor sich hin. Die Tomaten, die Gurken und die hartgekochten Eier wurden zur Dekoration noch etwas mit Essig beträufelt und dann ging es los. Eine Platte nach der anderen wurde zuerst mit Reis gefüllt, das Poulet in der Mitte platziert, die Zwiebelsauce überall darüber, sowie ringsherum gegossen und mit der Garnitur schön geschmückt. Das Wasser lief uns allen im Mund zusammen, noch mehr Personen waren mittlerweile dazu gestossen und die Kinder sprangen zum kleinen Becken mit Wasser um sich die Hände zu waschen.

Die Essplatten überall an Schattenplätzen verteilt, setzen sich alle ringsherum hin und der grosse Schmaus begann. Gut gewürzt, saftig und einfach unglaublich lecker war das Yassa Pouelt.  

Mit umgerechnet 237 Schweizer Franken kochten wir sechs Kilo Reis, kauften vier Poulet, kochten für mehr als 50 Personen, brachten eine grosse Essensplatte der einen Familie im Quartier, welche nicht zu uns kommen konnte und konnten einen fairen Lohn an die vier Personen ausbezahlen, welche die meiste Arbeit vollbracht haben. Gekocht haben wir am Tag von acht Uhr morgens bis um 14 Uhr mittags. Mit dazu kommen natürlich noch alle Vorbereitungen, welche schon Monate davor begonnen hatten sowie die ganzen Arbeiten nach der Mahlzeit. Von der ersten Idee, zur ersten Werbung, zum Einkauf der Lebensmittel, dem schneiden aller Filme, dem Verfassen aller Texte und dessen Korrektur, alles wurde mit viel Liebe, Freude und Begeisterung gemacht. Unvergessliche Momente werden mit den «wir stillen Hunger» Mahlzeiten geschaffen, sowie die leeren Mägen von Menschen, die sich nicht einfach etwas zu essen kaufen können gefüllt. Es ist einfach kaum im Worte zu fassen, was wir alle zusammen ermöglichen und bewirken konnten! 

An dieser Stelle möchten wir ein weiteres Mal ein grosses Dankeschön aussprechen. Es kann nicht oft genug ein herzliches Dankeschön gesagt werden. Jërëjëf way! Vielen herzlichen Dank! Merci beaucoup! Thank you so much! Es sind eure Unterstützungen, welche wir in Zutaten umwandeln dürfen und in Form von leckeren Mahlzeiten und Lebensmitteln den Menschen hier im Senegal schenken können. Euch allen gilt der Dank. All die Gebete und die guten Gedanken, welche uns nach diesen Mahlzeiten von den Menschen erreichen, möchten wir auf diese Weise euch übermitteln. Ihr seid einfach grossartig! 

Die Preise für die Mahlzeiten im Voraus exakt zu kalkulieren, ist nicht immer ganz einfach. Bei den Kalkulationen richten wir uns nach den Preisen, welche den Realitäten hier entsprechen. Allerdings muss auch beachtet werden, dass die Preise der Nahrungsmittel schwanken und von verschiedenen Faktoren abhängen. Bei dieser Yassa Poulet Mahlzeiten wurden wir vom Handlungsgeschick von Yay Mane überrascht. Yay Mane ist eine beliebte und bekannte Köchin in Mbour. Sie hat somit überall ihre Kontakte und Bekanntschaften. Sie schaffte mit ihrem Geschick und ihren Beziehungen den Einkaufspreis der Nahrungsmittel, um einiges zu reduzieren. Sie senkte die Preise um einiges, sodass noch einiges von unserem verkalkulierten Betrag übrig blieb. Jetzt fragt ihr euch vielleicht was mit dem noch vorhandenen Budget passieren wird? 

Im kommenden Monat findet hier in Senegal der Ramadan (Fastenzeit) statt. Wenn die Sonne am Himmel steht wird gefastet und erst bei Sonnenuntergang wieder etwas gegessen. Darum kochen wir keine grösseren Mahlzeiten. Da aber die kleineren Kinder keinen Ramadan machen, werden wir das geplante Laax Frühstück natürlich für sie kochen. Und mit dem übrigen Budget? Natürlich werden wir es weiter im Rahmen von #wirstillenhunger verwenden. Dieses Mahl kochen wir damit keine Mahlzeit, sondern haben was anderes im Sinn. Könnt ihr erraten was es sein könnte? Ihr könnt auf jedenfall gespannt sein, es ist eine coole Aktion. Die #wirstillenhunger Mahlzeit wird zu einer #wirstillenhunger Aktion. 

Möchtet ihr auch Teil von #wirstillenhunger sein und Zutaten für die Mahlzeiten ermöglichen? Jede Spende wird eine Zutat sein für die kommenden Mahlzeiten. Und damit unterstütz ihr Kinder, Jugendlichen und Erwachsene, welche in Mbour leben und jeden Morgen sich aufs neue Fragen wie sie sich und ihre Familie an diesem Tag ernähren sollen. 

Nicht nur hier könnt ihr Eindrücke dieser aller vergangenen und auch den zukünftigen Mahlzeiten bekommen. Auf unserem Youtube Kanal „Coeurs des Enfants“, auf Instagram und Facebook gibt es noch viel mehr. Schaut vorbei, es lohnt sich auf alle Fälle! Wie ihr uns dort finden könnt? Auf unserer Website habt ihr unten oder oben die direkte Verlinkung. 

https://www.youtube.com/channel/UCr6yDi3EOud3IGroKsnJArw

Hier auf unserer Website unter „Events“ findet ihr noch ganz viel mehr Informationen über die „wir stillen Hunger“ Mahlzeiten und wo ihr spenden könnt. Jede Spende ist eine wichtige Zutat. 

Wir grüssen euch herzlich aus dem aktuell sehr windigen Senegal und hoffen, dass euch nicht noch mehr sandige Staubwolken von uns in der Schweiz erreichen werden ☺

 

In Liebe,

Muriel & Madiakher

©Verein "Nio boku gis gis - on vois dans la même direction"