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Und plötzlich bringt mich ein unbeschreiblich lauter Knall zurück in die senegalesische Welt

Und plötzlich bringt mich ein unbeschreiblich lauter Knall zurück in die senegalesische Welt

Ich höre, wie die Tropfen auf den Boden fallen. Es ist ein feines Geräusch, welches immer lauter wird. Der Regen wird stärker und so auch die Geräusche. Es plätschert. Von den Dächern fliesst das Wasser auf den Boden und lässt sein ganz eigenes Geräusch erklingen. Und da plötzlich wie aus dem Nichts, ein dröhnendes Donnern. Er lässt einen für einen kurzen Augenblick aufhorchen. Und da ein Blitz, ganz schnell und zaghaft. Während es so blitzt, donnert und regnet, schweifen meine Gedanken in die Ferne. Ich erinnere mich an den Regen in der Schweiz, da ist er ein stetiger Begleiter. Der Frühlingsregen und die Sommergewitter, der nasse Herbst und der Schnee im Winter.  

Der Regen zeigt sich in verschiedenen Weisen über das ganze Jahr hinweg. Wir sind ausgerüstet, um dem Regen zu trotzen mit Regenschirmen, Regenjacken oder einem Regenfahrradoutfit. Die Strassen sind geteert und können trotz des Wassers mühelos befahren werden. Egal ob es regnet oder nicht, das Leben funktioniert und das Alltagsrad dreht sich pausenlos weiter. Und die Natur ist darauf ausgerichtet, das ganze Jahr über Regen zu bekommen. Die Pflanzenwelt wechselt ihre Farben je nach Jahreszeit. Von einem kräftigen Grün zu wundervollen Farbenprachten, zurück in ein Sonnengelb und zurück in ein Braun, während die Blätter langsam zu Boden fallen. 

Und plötzlich bringt mich ein unbeschreiblich lauter Knall zurück in die senegalesische Welt. Dieser Knall lässt mich an den Augenblick erinnern, als ein Blitz nur zwei Meter neben mir eingeschlagen hat. Hier habe ich diesen Knall schon des Öfteren gehört. Er lässt mich immer leicht zusammenzucken und das Erlebnis des Blitzeinschlages bei mir zuhause in der Schweiz taucht wieder vor meinen Augen auf. Hier schlagen die Blitze glücklicherweise mehrheitlich ins Meer ein. Ich vermute auch soeben ist wieder ein Blitz ins Meer eingeschlagen. 

Ich mag den Regen und die damit verbundene Stimmung. Ich lerne hier eine neue Weise von Regen kennen. Während es ein halbes Jahr überhaupt keinen Regen gibt, regnet es das andere halbe Jahr dafür umso mehr. Die Regenzeit, welche unglaublich anstrengend ist, aber eine unbeschreibliche Kraft und Naturspektakel mit sich bringt, verzaubert einen regelrecht. Es sind die Vögel, welche während der Regenzeit ihr Zuhause hier in Mbour haben und uns mit ihren Konzerten verzaubern. Nirgendwo anders habe ich solche Wolkenbilder und Wolkenatmosphären erlebt. Die unterschiedlichsten Farben können beobachtet werden, bis hin zu einem schwarz, was schwärzer nicht sein könnte. Der Himmel scheint so unglaublich weit oben zu sein. Gibt es Regen, kommt es einem wie ein Dach vor, welches über einem liegt. In der Trockenzeit verstaubten Bäume, Pflanzen und Häuser. Nach dem ersten Regen erstrahlt alles in einem neuen Glanz. Alles scheint gereinigt und wie neu geboren. Die Luftfeuchtigkeit steigt in Windeseile an und die Stimmung vor dem nächsten Regen scheint voller Spannung zu sein. Diese Kühle mit der verbundenen Reinheit, welche der Regen mitbringt, ist unbeschreiblich. Im Verlauf der Zeit ist der Regen schon Gewohnheit und die Farben der Pflanzen richtig knallig geworden. Alles ist saftig grün und die Bäume voller Blätter und Blüten. Der Regen lässt alles verlangsamen und innehalten. Die Zeiten mit den Regenpausen werden genutzt für den Alltag. Während des Regens und der Gewitter wird versucht, zuhause zu bleiben oder sich in einem Schlupfloch unterzustellen. Während die Regenzeiten in der Mitte der Regenzeit auch mal ganz schön lange dauern können, verkürzen sich die Regenmomente gegen Ende der Regenzeit. Der Regen kühlt nochmals ein Stück mehr ab und lässt die ganze Regenmenge in wenigen Minuten auf die Erde kommen. 

Ich liege auf einer Matratze in unserer Wohnung. Der Regen hat etwas Kühle mitgebracht, doch danach steigt die Luftfeuchtigkeit nochmals um einiges an. Das Atmen fällt schwer, weil die Luftfeuchtigkeit so hoch ist. Ich bin es mir gewohnt und überlege mir gerade, wie es wohl in einem Monat sein wird. Da wird es möglicherweise schon wieder etwas kühler sein und die Trockenzeit steht vor der Türe. Und obwohl ich mich auf wieder etwas frischere Temperaturen wie 30 Grad oder 25 Grad ohne eine hohe Luftfeuchtigkeit freue, habe ich auch Respekt davor. Dies wird wirklich wieder frisch sein. Ich atme ein und ein kühler Windhauch zieht durch die Räume hier und kommt bei meiner Nase vorbei. Es ist ganz frisch und rein und für einen kurzen Augenblick ist es ein ganz angenehmes und freies Atmen. Wundervoll.  

In der Zeit, in der wir in der Schweiz waren, wurde ich immer wieder gefragt, weshalb ich so oft über das Wetter berichte. Oft spricht man über das Wetter, wenn einem nichts anderes in Sinn kommt oder bei einem Smalltalk. Ich musste jeweils bei diesen Fragen schmunzeln. In der Schweiz kommt es mir immer wieder mal vor, als würde wir das Wetter und die Natur nur aus der Ferne aus spüren. Wir sind in unserem Alltagstrott und erleben die Naturgewalten nur am Rande mit. Wir beobachten sie von aussen, so kommt es mir vor. Hier bin ich den Naturgewalten und dem Wetter nochmals auf eine komplett neue Weise begegnet. Hier lebt man in und mit der Natur. Versucht man einen anderen Rhythmus gegen den der Natur, wird man schnell merken, dass es mühevollerer Weg ist. Die Naturpracht hier in Senegal zu erleben lässt einen verzaubern. Ist man von diesem Zauber erfasst, lässt er einem nicht mehr los. Ich bin verzaubert von der Schönheit und den Impressionen der wundervollen Natur, in der wir leben dürfen. Ich spüre das Wetter und die Natur jeden Tag, jede Minute und jeden Atemzug. Vielleicht ist das der Grund, weshalb ich so oft von all dem schreibe. Ich bin verzaubert und von all dem begeistert. Hast du schon mal die Natur und die damit verbundenen Naturgewalten erlebt?

©Verein "Nio boku gis gis - on vois dans la même direction"