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Sie nennen es Unk…

Sie nennen es Unk…

Bis anhin wurde ich hier im Senegal noch nicht mit gefährlichen Tieren konfrontiert. Generell begegnete ich oft Kleintieren oder Schafen, Ziegen, Schweinen, Eseln, Pferden und Kühen. Täglich sind wir umgeben von Mücken und Fliegen. Die Fliegen surren uns um die Gesichter und bringen uns teils fast zur Verzweiflung. Denn sie haben das Geschickt, nicht nur auf die Beine oder Arme zu sitzen, sondern auch in die Nase oder Ohren hinein zu kriechen. Sehr unangenehm. Und gegen den Abend hin sind es die Mücken, welche einen auf Trab halten. «Churai» würde gegen Mücken helfen, so die Devise hier. «Churai» ist bei uns in der Schweiz bekannt als Räucherstäbchen. Hier gibt es den «Churai» in allen Formen und Geschmäcken und gehört in jeden Haushalt. So duftet es gegen Abend von überall her nach «Churai». Um «Churai» zu machen wird ein Behälter mit Sand gefüllt. In die Mitte legt man anschliessend etwas Restkohle von der Feuerstelle hin und streut die Churai-Mischungen drauf. Die Churai-Mischung wird erhitzt, wodurch sich dann der herrliche Geruch in den Zimmern ausbreiten kann. Das Churai wirkt ganz gut gegen die Mücken. Doch gegen die Kakerlaken ist es leider wirkungslos. Die Krabbeltiere tauchen gegen Abend vor allem im Bereich der Küche auf und machen sich hinter die Vorräte. Kakerlaken sind unglaublich gross und ziemlich schnell. In den Häusern werden sie logischerweise nicht gerne gesehen und man versucht sie, so gut wie möglich loszuwerden. Die Kinder jagen ihnen nach um mit den Füssen auf sie zu treten und die Erwachsenen, sie nehmen den Besen zur Hand und fegen sie nach Draussen.  

Eines Abends, ich habe den Tag vergessen, als wir uns bereit machten, um schlafen zu gehen, entdeckten ich im Badezimmer ein interessantes Tier. An der Decke oben sah ich ein schwarzes Tier, etwa 10cm lang. Es bewegte sich nicht, ich zeigte es Madiakher: «Dafa ben unk», «das ist ein Unk», erklärte er mir. Plötzlich fiel es runter und landete vor meinen Füssen. Blitzschnell war Madiakher da und tötet es. Ich war völlig überrascht über diese Tat, denn ich weiss, dass Madiakher keine Tiere tötet. Einmal hatte er aus Versehen eine Spinne getötet, was ihm überhaupt nicht recht war und ihn traurig machte. Uns beiden blieb regelrecht die Luft weg als er nun diese «Unk» tötete. Noch unter Schock fragte ich ihn, weshalb er dieses Tier getötet hatte. Auch er schein ausser Atem zu sein. Ich merkte, dass es ihn geschmerzt hatte, dieses Tier zu töten. Er erklärte mir, dass dieses Tier sehr gefährlich ist und wenn wir es nicht töten, könnte es uns töten. Die Flüssigkeit, welche das Tier in Angstmomenten ausstösst, sei tödlich für uns. Und gerade diese Situation sei sehr gefährlich gewesen. Denn das Tier war durch unser Eintreten in das Badezimmer erschrocken, weswegen es wohl auch den Halt an der Decke verloren hatte. Ich wollte unbedingt herausfinden, was genau das für ein Tier gewesen war. Auf mich wirkte es wie eine Form von Echse. Ich habe in der Schweiz einige Freunde, welche solche Tiere in Terrarien Zuhause als Haustier halten. Sie nehmen die Echsen immer wieder auf die Arme und tragen sie herum. Diese Echsenarten empfand ich eigentlich nie als gefährlich. Wobei ich auch nie gerne mit ihnen in Berührung gekommen bin. Ich hütete mich immer davor, sie anzufassen. Aber einfach aus dem Grund, weil ich es nicht gerne mag, solche Tiere zu berühren. Ausserdem finde ich es irgendwie eigenartig, dass wir immer alle Tiere anfassen müssen. Ich mag es ja auch nicht, wenn mich irgendwelche fremde Menschen anfassen und streicheln, einfach weil sie mich süss finden. Aber das ist meine persönliche Meinung. Doch zurück zu dem mysteriösen Tier. Denn mich liess die Frage nach der Art der Echse nicht mehr los und begleitete mich bis zum nächsten Tag. Also ging ich zu einem senegalesischen Kollegen von mir, welcher gut Französisch spricht und sich allgemein sehr gut mit Tieren auskennt. Er erklärte mir, dass mit «Unk» eine Art von Gecko gemeint ist, die eben für den Menschen sehr gefährlich werden können. Wie mir auch Madiakher erklärt hatte, sei das Urin, welches sie in Angstmomenten ausstossen, gefährlich. Würden wir dies auf die Haut oder in die Augen bekommen, müssten wir schnellstmöglich zur Behandlung ins Krankenhaus. Doch selbst dies würde ein Überleben nicht immer gewährleisten. Wieso genau dies lebensgefährlich sein könnte habe ich bis heute noch nicht herausgefunden. Weiter wurde mir gesagt, dass falls diese Flüssigkeit auf Nahrungsmittel gekommen wäre, und wir dies zu uns genommen hätten, würden sich in unserem Magen kleine, fischartige Tiere einnisten. Auch diese seien lebensgefährlich, da sie von innen her für den menschlichen Körper Unheil anrichten würden. 

An diesem Abend hatten wir also viel Glück und ich wünsche mir sehr, dass uns solche Begegnungen zukünftig erspart bleiben. Tja, auch dies ist ein Teil meines Lebens hier im Senegal, an welchen ich mich gewöhnen sowie ein Umgang damit finden muss.

©Verein "Nio boku gis gis - on vois dans la même direction"