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Seit ich hier im Senegal lebe, sehe ich das etwas differenzierter

Seit ich hier im Senegal lebe, sehe ich das etwas differenzierter

In der Schule habe ich einmal gelernt, dass es in Afrika keine vier Jahreszeiten gibt. Da gibt es die Trocken- und die Regenzeit. Seit ich hier im Senegal lebe, sehe ich das etwas differenzierter. Der Winter ist hier auch kalt, da die Luftfeuchtigkeit komplett sinkt wodurch eine trockene Hitze herrscht. Es gibt Sandstürme anstatt Schnee in der Schweiz und sobald die Sonne weg ist, kühlt es sehr rasch ab.

Im Frühling steigen die Temperaturen an, da kann es gut mal 40°C werden. Der Sommer ist hier die Regenzeit, wodruch die Luftfeuchtigkeit unglaublich in die Höhe geht. Dann ist es unglaublich heiss, die Luftfeuchtigkeit steigt bis zu 90% hoch, bei Temperaturen von ca. 30°C -35°C, die Pflanzen wachsen um die Wette und schiessen regelrecht aus der Erde. Es gibt beeindruckende Gewitter, die Strassen werden zu Flüssen und der Matsch der daraus entsteht kann auch mal eklig stinken. Und dann der Herbst. Der Regen verabschiedet sich, die Strassen trocknen langsam aus, die Pflanzen verlieren ihre Farbe, die Temperaturen werden kühler und die Luftfeuchtigkeit sinkt wieder.

Die vier Jahreszeiten sind hier genau so präsent, nur gibt es generell höhere Temperaturen als in der Schweiz. Doch stell dir vor: Am Tag hast du teilweise Temperaturen bis zu 40°C, am Abend vielleicht noch 25°C und in der Nacht sinken die Temperaturen auf ca. 23°C. Stell dir vor während der Regenzeit ist die Hitze, durch die hohe Luftfeuchtigkeit so hoch, dass sie sich wie 50°C anfühlt… es kühlt auch nicht ab über die Nacht. In der Winterzeit hingegen ist die Luftfeuchtigkeit sehr tief und die Temperaturen sind bei um die 35°C. Dieser Unterschied ist es, der einem die Kälte spüren lässt, so wird auch hier im Senegal von der kalten Winterzeit und der heissen Sommerzeit gesprochen. 

Als ich zu Beginn des Jahres in den Senegal kam, konnte ich mir noch nicht genau vorstellen, wie heiss es sein würde während der Regenzeit. Ich hatte zuvor nur von der Regenzeit gehört. Bis zum Beginn der Regenzeit hatte ich mich an die Temperaturen hier im Senegal gewöhnt, sodass ich teilweise noch in der Frühlingszeit die Abende als frisch empfunden hatte. Ich kann mich sogar noch an einen Abend erinnern im Frühling, als ich so kalt hatte, dass ich mich fast nicht mehr aufwärmen konnte.  

Mittlerweile ist es Herbst geworden. Die Luftfeuchtigkeit ist von ca. 90% auf um die 40% gesunken. Zu Beginn des Oktobers hat es noch ein zwei Mal etwas homöopathisch geregnet, doch es war zu spüren, dass er weiterziehen wird. An den Abenden war schon wieder etwas frischer, da es eine kühle Brise gab. Trotzdem waren die Tage noch sehr schwül und heiss. Diese Nacht, die Nacht vom 22. Oktober auf den 23. Oktober haben wir das erste Mal regelrecht gefroren und brauchten die Decke umso mehr. Die Nächte zuvor hat sie uns etwas vor der Brise geschützt, doch diese Nacht war so richtig kalt. Am Morgen als wir aufwachten froren wir regelrecht. Gegen 10h morgens kam erst die Wärme wieder zum Vorschein. Das war eindrücklich, denn während der Regenzeit war es schon um 6h morgens erdrückend heiss. Der Winter kommt definitiv näher und der Respekt vor der Kälte steigt. Denn obwohl ich als Schweizerin tiefe Temperaturen gewohnt bin, ist mein Körper mittlerweile auf die Hitze eingestellt. Es ist eindrücklich wie schnell sich der eigene Körper der Umgebung anpasst. 

Die Lagune vor unserem Haus verliert mehr und mehr an Wasser, die Pflanzen verlieren langsam an Farbe und werden braun. Die Bäume sind die Pflanzen, welche noch am längsten grün und mit Blüten sind. Doch alle Gräser und kleineren Pflanzen werden im nu braun. Es ist beeindruckten wie die Reduzierung der Luftfeuchtigkeit schlagartig ihren Einfluss auf die Pflanzenwelt hat.

Und die Tiere, fragt ihr euch vielleicht. Auch die sind betroffen. Die Mücken zum Beispiel sind drastisch weniger geworden und auch während der Dämmerungszeiten ist es wieder möglich Draussen zu sein, ohne direkt gestochen zu werden. Vor einigen Tagen war dies noch anders. Die Fliegen sind noch immer in Scharen umher doch alles andere Fliegengetier hat sich um das dreifache reduziert. Die etwas grösseren Tiere, die gerne Wasser mögen ziehen sich immer mehr zurück, denn wie gesagt, die Lagune verliert an Wasser. In einer Lampe, direkt auf unserem Balkon haben die Vögel nun genistet und es scheint als würde es bald wieder Junge geben. Die Pelikane ziehen weiter ihre Bahnen am Himmelsfirmament zusammen mit unzähligen anderen Vogelarten. So ist auch in der Tierwelt einiges los und es ist herrlich zu beobachten.

©Verein "Nio boku gis gis - on vois dans la même direction"