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«Papa, morgen habe ich Geburtstag und ich wünsche mir einen Geburtstagskuchen.»

«Papa, morgen habe ich Geburtstag und ich wünsche mir einen Geburtstagskuchen.»

Es ist das Mädchen, welches das ganze Jahr über ziemlich jeden Tag ihren Geburtstag feiert. Ich nenne sie hier in diesem Blogeintrag «das Mädchen». Das Mädchen erzählt uns jeden Tag, dass sie heute Geburtstag hat. Sie feiert ihn mit ihren Freundinnen. Manchmal zeigt sie uns den Kuchen, welchen sie aus Sand gebacken haben, ihr Geburstagsoutfit oder die schön Flechtfrisuren, die sie sich gemacht haben für den feierlichen Tag. Nach einigen Monaten des Erklärens, dass ihr Geburtstag nur einmal im Jahr stattfindet und es der eine Monat im Herbst ist, lassen wir alle Erklärungen und beobachten sie entzückt. Jedes Mal zaubert es uns ein Lächeln ins Gesicht, denn es ist jedes Mal aufs Neue wundervoll zu sehen, wie alle Freundinnen mit ihr zusammen täglich den Geburtstag feiern. Wobei anzumerken ist, dass auch ihre Freundinnen jeweils Geburtstag haben. 

Ich kann mich noch gut an ihren richtigen Geburtstag vom letzten Jahr erinnern. Sie wusste nicht, dass sie Geburtstag hat und als sie von mir und Madiakher ein Geschenk erhielt, konnte sie es kaum glauben. Ich glaube es war dieser Moment, seitdem sie jeden Tag ihren Geburtstag feiert. Das Mädchen wächst in ärmlichen Verhältnissen auf und für ein Geburtstagsgeschenk reicht es nicht immer. Das Wichtigste ist, jeden Tag etwas zu essen zu haben und gesund und munter zu sein. Der Wunsch von Papa des Mädchens ist es, ihr alles zu ermöglichen, was sie sich wünscht. Ihr grosser Wunsch ist es, in die Schule gehen zu können. Sie möchte lernen und mit ihren Freundinnen zusammen zur Schule gehen. In einem Gespräch mit ihrem Papa erfahre ich, dass er dies ihr gerne ermöglichen möchte. Auch sein Ziel und Wunsch ist es, dass sie die Schule besuchen kann. Sie soll die Schule bis zu einem BAC (Matur / Abitur) machen und danach studieren können. Doch leider ist ihm die Finanzierung für die Schule nicht möglich. Jeden Tag überlegt er sich, wie er an eine Arbeit kommen könnte, doch dies ist hier in Senegal fast schon ein Ding der Unmöglichkeit. 

Solche Erzählungen höre ich unzählige. Viele glauben, dass ich aufgrund meiner Hautfarbe reich bin und alle Wünsche von allen Menschen hier erfüllen kann. Deshalb kommen sie zu mir, um mich um Unterstützung zu bitten. Am liebsten würde ich allen Kindern einen Schulplatz bezahlen, allen genügend Essen ermöglichen sowie Arbeitsplätze schaffen, sodass die Arbeitslosigkeit reduziert wird. Solche Geschichten treiben mich jeden Tag an alles zu geben, um mit Coeurs des Enfants die Welt ein kleines bisschen zu verändern und Chancen auf eine Zukunft zu ermöglichen. In der Schweiz würde das Mädchen nun in den Kindergarten kommen. 

«Papa, morgen habe ich Geburtstag und ich wünsche mir einen Geburtstagskuchen.» Das Mädchen rief dies durch die Gegend und da alle Häuser sehr nahe beieinander sind, hörten wir dies bis zu uns. Wir waren gerade bei Mama Mane. «Meine Mama hat mir heute erzählt, dass ich morgen Geburtstag habe.» Dieses Jahr reichte es für einen Geburtstagskuchen und die Freude konnte dem Mädchen nicht grösser ins Gesicht geschrieben sein. Sie erzählte direkt all ihren Freundinnen, dass sie einen Geburtstagskuchen bekommen wird und lud sie zu ihrem Fest am nächsten Tag ein. Auch Madiakher und ich waren eingeladen und als sie an ihrem grossen Tag, ihrem Geburtstag, den Kuchen anschnitt, schenkte sie mir das erste Stück. Voller Ehrfurcht schaute sie ihren Geburtstagskuchen an, als wir um sie herum das Geburtstagslied sangen. Es schien mir, als wäre es das erste Mal, dass sie einen solchen Geburtstagskuchen bekam mit einer Kerze zum Auspusten darauf und so viele Menschen, die für sie sangen. Als sie ihren Namen im Geburtstagslied hörte, leuchtete ein Strahlen in ihrem Gesicht, das nicht hätte grösser sein können. Und dann gab es sogar noch ein zweites Geschenk. Ein Schulrucksack, mit einer Trinkflasche, Schreibheften und Stiften. Sofort hat sie ihn angezogen und rannte durchs ganze Quartier. Allen zeigte sie ihren Rucksack. Stolzer hätte sie nicht sein können! «Ich darf lernen gehen, ich gehe in die Schule, sang sie.» Die Freude und der Stolz war nicht nur in den Augen vom Mädchen zu beobachten gewesen. Auch ihr Papa hätte nicht glücklicher sein können. Nur ein Ding schien ihn zu plagen. Mit einem Schulrucksack ist noch keine Schulgebühr und somit einen Schulplatz ermöglicht. Kann er ihr diesen Wunsch auch noch erfüllen bis zum neuen Schuljahresstart?

An diesem Abend gingen wir alle voller Glück und Freude zu Bett. Erst am nächsten Morgen würden die Sorgen wieder da sein um die Frage, wie die Schule für das Mädchen bezahlt werden könnte.

©Verein "Nio boku gis gis - on vois dans la même direction"