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Obwohl wir hier auf derselben Erde leben…die ersten Anläufe zur Vereinsgründung

Obwohl wir hier auf derselben Erde leben…die ersten Anläufe zur Vereinsgründung

… sind es Welten zwischen der Schweiz und dem Senegal, in denen wir uns befinden. Es ist schon verrückt. Ungefähr im April 2020, als ich zurück in der Schweiz war um den Verein „Coeurs des Enfants“ zu gründen und aufzubauen, war Madiakher im Senegal um den Verein „Coeurs des Enfants – Ndimbal ak yërmandé“ zu gründen. Er ging aufs entsprechende Amt, um sich den Prozess der Vereinsgründung erklären zu lassen und um die dazugehörigen Unterlagen entgegenzunehmen. Wir fanden heraus, dass es nur noch meinen Strafregisterauszug und meine persönliche Unterschrift benötigen würde, damit der Verein gegründet werden kann. Als ich im Januar 2021 hier im Senegal mit meinem Strafregisterauszug ankam, hiess es plötzlich, dass die Gründungsdokumente, die Madiakher vom offiziellen Amt bekommen hatte, nicht mehr aktuell seien. Eine neue Dame hätte das Amt nun übernommen und somit gäbe es ein neues Dossier zum Ausfüllen. Nun gut. So setzten wir uns mit dem neuen Dossier auseinander und das eine führte zum andern. Plötzlich benötigte es mehrere Personen für die Vereinsgründung. Ebenso hätten alle einen aktuellen Strafregisterauszug vorzulegen. Um an den Auszug zu kommen, mussten wir über die Polizei eine Kopie unserer Identitätskarte legalisieren lassen. Doch auf der Polizei akzeptierten sie plötzlich nur noch die „neue“ Identitätskarte. Senegal schien eine neue Identitätskarte publiziert zu haben, die alte Version wurde, trotz Gültigkeit, einfach nicht mehr akzeptiert. Madiakher hatte nur die alte Version. Denn Menschen, die wenig oder gar kein Geld haben, geben ihr Geld zuerst für Essen aus, bevor sie sich eine neue ID anschaffen. Wobei Madiakher trotz seines kleinen Budgets eine ID sowie einen Pass angeschafft hatte. Doch den Pass wollten die Behörden nicht akzeptieren, sie wollten die neue Identitätskarte. Also gut, wir beantragten daraufhin eine neue Identitätskarte. Damit wir noch in diesem Jahr zu einer Identitätskarte kamen, hatten wir das Glück, einen guten Kontakt von der Präfektur zu erhalten, welcher mit einem zusätzlichen kleinen inoffiziellen Betrag die ID innert zwei Wochen erstellen lassen konnte. Wir beide mögen diese Art und Weise überhaupt nicht. Wir versuchen immer den offiziellen Weg zu gehen, doch hier im Senegal kommt man auf diese Weise nicht wirklich zum Ziel.

Also gut, mit der neuen Identitätskarte konnten wir schon mal den Strafregisterauszug von Madiakher beantragen. Doch es fehlten noch mindestens zwei einheimische Personen für das Gründungskomitee. Diese Suche war eine Herausforderung. Wir suchten nach zwei Personen, welchen Madiakher vertraute, denn vertrauenswürdige Personen zu finden, welche keine zusätzlichen Hintergedanken bezüglich des persönlichen Profits haben, ist generell herausfordernd hier im Senegal. Das ist auch der Grund, weshalb Madiakher und ich hier im Senegal den Menschen nicht genau erzählen, was mit dem Verein bezweckt werden soll. So schützen wir das Projekt, bis es auf sicheren Beinen steht. Denn wie gesagt, hier haben die Menschen die Gewohnheit, alles Mögliche und Unmögliche umzusetzen, um einen Eigenprofit herauszuschlagen. Und dabei scheuen sie leider nichts. Deshalb arbeiten wir nach der Strategie, nur soviel Information wie nötig an die entsprechenden Personen weiterzugeben. Aber nun zurück zur Vereinsgründung. Wir brauchten also noch weitere zwei Personen, welche ihrerseits natürlich ebenso eine aktuelle Identitätskarte benötigten. Wir wünschten uns sehr, Moussa (ein Cousin von Madiakher), in unser Gründungskomitee aufzunehmen. Denn er unterstützt Madiakher seit Beginn des Projekts tatkräftig und wir vertrauen uns gegenseitig. Doch er hat keine „neue“ Identitätskarte. Ebenso konnten wir die Schwester von Madiakher, sowie Bamba für das Gründungskomitee gewinnen. Bamba ist ein Kollege von uns, welchen wir über Nago kennen. Er unterstützt Nago jeweils in den Wochen, in welchen die Tanzkurse stattfinden.

Es folgten einige Wochen und Monate, in denen wir auf alle erdenklichen Arten versuchten, die passenden Unterlagen an das passende Büro und an die entsprechende Person zu bringen. Wir schafften dies schlussendlich über den Kontakt, den wir bei der Beantragung der Identitätskarte von Madiakher kennen gelernt hatten. Die Zeit verstrich und die Frau, welche die Vereinsgründung vollzog, wollte die Unterlagen nicht wieder herausgeben. Als wir die Unterlagen endlich zurückhatten, mussten die Unterlagen erneut durch die Polizei legalisiert werden. Doch diese verweigerte die Unterzeichnung. Plötzlich benötigte es von allen drei Gründungspersonen eine Unterschrift. Wobei es zuvor hiess, wir benötigten nur die Unterschrift von Madiakher. Und da Madiakhers Schwester mit im Gründungsverein ist, könnte der Verein generell nicht gegründet werden, da es hier um zwei Personen handelte, welche in einem familiären Verhältnis stehen und somit abhängig voneinander wären. Zuvor waren alle Unterlagen, so wie sie waren, den Richtlinien entsprechen und es wurde uns sogar empfohlen, Familienmitglieder in das Gründungskomitee aufzunehmen. Nun hatte sich dies wieder geändert und wir bekamen einen erneuten Termin auf dem Präsidium zwei Tage später. So kontaktierten wir Bamba, der zu diesem Zeitpunkt in Dakar weilte und baten ihn, zu besagtem Termin mitzukommen, um seine Unterschrift für die Vereinsgründung zu setzen. Er versicherte uns, dass er am Abend vorher da sein würde. Noch bevor der entsprechende Abend eintrat, erhielten wir von Bamba eine Nachricht. Er könnte nicht kommen, er sei urplötzlich krank geworden. Bamba zog somit seine Mitwirkung im Verein zurück. Weshalb genau wissen wir nicht oder können wir nur vermuten. 

Noch während des gesamten Prozesses, sprachen Madiakher und ich eines Abends darüber. Es kann doch nicht sein, dass eine Vereinsgründung so kompliziert sei und so lange dauern würde. Auch hatten wir das Gefühl, etwas wäre grundsätzlich noch nicht ganz stimmig. Irgendein Sandkorn blockierte das Getriebe weiterhin. Wir hatten das Gefühl, dass wir möglicherweise mit einer neuen Gründungsmitgliederwahl alles nochmals etwas optimieren konnten. Denn aufgrund der fehlenden Unterschrift von Bamba konnte das Dossier für die Vereinsgründung nicht abgeschlossen werden. So standen wir zum Ende des Monats Juli 2021 wieder am Beginn des ganzen Prozesses. Wir hatten es fast geschafft den Verein zu gründen, doch anscheinend waren die Grundpfeiler noch nicht stark genug, sodass wir nochmals von vorne beginnen mussten. Also starteten wir Ende Juli in die dritte Runde der Vereinsgründung hier im Senegal. Wir hoffen, dass sich diese Runde nun endlich auszahlen wird, und wir den Verein im Senegal nun endlich gründen können. 

©Verein "Nio boku gis gis - on vois dans la même direction"