Neben mir fährt Madiakher fort zu erzählen
«Siehst du
den Pferdetransport da drüben?» Ich schaue in die angezeigte Richtung. «Den
Pferdetransport, der bis oben beladen ist mit dem Grünzeug?» Viele
Pferdetransporte sind um uns oder fahren an uns vorbei. Die einen transportierten
Ware, die anderen dienen als Mitfahrgelegenheit oder Taxi für die Frauen, die
auf den Markt gehen. Es ist anfangs Oktober, der Morgen wieder etwas kühler und
seit wenigen Tagen sieht man immer mehr Pferdetransporte, welche meterhoch
Grünpflanzen transportieren und verkaufen. Sie fahren durch die Strassen, gehen
von Haus zu Haus und verkaufen bündelweise ihre Ware.
Am Tag davor sprach Madiakher über Bohnen. Es sind die kleinen Bohnen, welche es in allen möglichen Farben gibt. Hier sind sie meistens rot oder weiss-schwarz. In der Schweiz kenne ich diese Bohnen nur in Schwarz. Wobei die roten viel schmackhafter sind. Gerade würden sie fehlen, meinte Madiakher. Damit meinte er, dass sie aktuell auf dem Markt fast bis gar nicht zu kaufen sind. Dies ist nichts Neues. Immer wieder gibt es Mangel an gewissen Produkten. Gerade in der Regenzeit kommt es immer wieder mal vor, dass es zu Ernteausfällen kommt. Manchmal jedoch kann ein Mangel auch aufgrund von Lieferengpässen entstehen. Ich fragte nach und wollte wissen, ob der Mangel an Bohnen nicht auch aufgrund der Saison sein könnte. Er nickte.“ Wenn du die Pferdetransporte mit den Grünpflanzen siehst, gibt es bald wieder Bohnen.“
Als wir da vor dem Pferdetransport standen, betrachtete ich die Grünpflanzen etwas genauer. Was aussieht wie längere Äste mit vielen grünen Blättern, sind die Stränge der Bohnengewächse, erkannte ich. Die können sehr lange sein und lassen sich zu faustgrossen Bündeln zusammenbinden. Neben mir fährt Madiakher fort zu erzählen, während wir weiter unseren Weg Richtung Markt gehen, denn wir haben heute wieder eine Mission. «Es sind die Pflanzen der Bohnen. Sind diese auf den Pferdetransporten zu sehen, kündigt uns das die neue Bohnensaison an. Am Ende der Regenzeit gibt es nur noch wenig Futter für die Schafe Auch das Heu geht langsam aus, sodass es sehr teuer wird. Die Regenzeit neigt sich dem Ende zu und es nieselt nur noch ab und zu. Auch die schwüle Hitze ist langsam am Vergehen, sodass wieder Gras getrocknet werden kann. Doch bis dahin braucht es noch weiteres Futter für die Schafe. Und da die Bohnen nun geerntet werden können, werden die Grünpflanzen zu einem guten und günstigen Preis verkauft.»
Ich achte jetzt mehr darauf und wirklich, plötzlich hat es unzählige Pferdetransporte mit den Grünpflanzen. Es ist ja eindrücklich und Ich mag es, mich an solchen Dingen zu orientieren und die Jahresrhythmen zu erkennen. Mit einem anderen Blick beobachte ich all diese Pferdetransporte. Sie sind meterhoch mit den Grünpflanzen beladen, die Pflanzen hängen über die Ladeflächen hinaus und der Kutscher sitzt ganz oben auf den Grünpflanzen und führt das Pferd. Wie der wohl da hochgekommen ist?
Wir gingen weiter unseres Weges. Seit der Regen langsam abzieht, kommen die Strassen wieder zum Vorschein. Ganze Strassen waren überschwemmt und nicht mehr zugänglich, andere haben kleine Seen gebildet, sodass man um sie herum gehen konnte. Und nun sind die Strassen prötzlich wieder sichtbar. Sie haben sich umgeformt und fühlen sich wieder anders an. Während man sich über die Winterzeit an die Strassenformen, die Löcher, die Steine, Gehwege und Orientierungspunkte gewöhnt hat, ist nun nach der Regenzeit wieder alles anders. Neue Löcher, neue Steine, neue Formen der Strasse und neue Orientierungspunkte haben sich geformt und es erfordert wieder mehr Konzentration beim Gehen.
Wir gehen also weiter unseres Weges, grüssen links und rechts und kommen dem Stadtzentrum immer näher. Es ist sieben Uhr morgens und wir sind froh um die Morgenfrische. Dies wird nicht mehr lange so sein. Die Sonne ist schon aufgegangen, sodass wir unser Schritttempo etwas steigerten und zügig vorangehen. Unsere Mission? Erfahre es im nächsten Blogeintrag.