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Mittlerweile war der Monat Februar angebrochen (2. Teil)

Mittlerweile war der Monat Februar angebrochen (2. Teil)

Die Baustelle musste rund um die Uhr bewacht werden. Das Baumaterial, welches verschlossen und weggeräumt werden konnte, wurde über die Nacht eingeschlossen, doch alles andere musste gut im Auge behalten werden. Denn gerade Eisen in jeglichen Formen ist ein beliebtes Material, welches entwendet und danach verkauft wird. Solange das Wellblechdach noch auf den Mauern war, zog noch niemanden von der Familie aus dem Haus aus. Sie lebten inmitten der Baustelle. Wir bauten in Etapen, sodass zuerst die linke Seite mit drei Zimmern bearbeitet wurde und danach die rechte Seite mit den verbleibenden zwei Zimmern. Es kam der Moment, wo Mane mit einer ihrer Töchter, deren Neugeborenem und noch weiteren Enkelkindern von Mane in die Boutique von Mane zogen, die auch auf dem Gelände ist. In der Boutique verkauft Mane normalerweise Nahrungsmittel. Doch während der Bauarbeiten, stellte sie den Verkauf fast komplett ein und sie zogen in diesen kleinen Raum. Die Matratzen unter die Gestelle geschoben und sich spartanisch eingerichtet lebten sie den kommenden Monaten da drin. Die Möglichkeit, in einer anderen Unterkunft unterzukommen, wünschten sie nicht. Sie könnten sich nicht vorstellen, an einem anderen Ort zu wohnen. Dies sei ihr Zuhause und die Baustelle würde ja nicht ewig dauern. Während die einen nun in der Boutique wohnten, waren die anderen im letzten noch überdachten Zimmer auf der Baustelle zuhause.

Das Fundament neu gemacht, die Mauern stabilisiert und die Stromleitungen umgelegt, kamen die Bauarbeiten immer näher zum Dach hin. Gefühlt dauerte es ewig, bis der Moment des Dachbaues gekommen ist. Bahnen aus Zement und Metallstäben wurden dafür fabriziert, welche danach in Längsrichtung die Mauern miteinander verbanden und die Halterungen für die Bausteine waren, welche daraufgelegt wurden. Viel Muskelkraft benötigte es und es kamen noch zusätzliche Helfende dazu, damit all die einzelnen Bausteine nach oben auf die Bahnen gelegt werden konnte, für das zementgegossene Dach und Boden für die obere Etage. Diese Arbeit brachte allen einen starken Muskelkater mit sich. Die Freude war riesig, als alle Bausteine oben aufgereiht waren und das Dach bereit zum Guss war.  

Während der Bauarbeiten versuchten wir, sehr sparsam mit dem Material umzugehen. Der Bau soll von guter Qualität sein und auch die Arbeitsleistung entsprechend bezahlt werden. Doch ihr müsst euch vorstellen, dass der Bausand oder die kleinen Steine, welche es für die Bausteine oder die Zementmischung braucht, auf die Strasse vor dem Haus deponiert wurde. Es gab nur da einen Platz und auch dieser Platz ist beschränkt gewesen. Die Strassen sind aus Sand und nun kommt noch mehr Sand darauf. Grosse Hügel aus Bausand und Steine zieren die kleine Strasse vor der Boutique von Mane. Ein Spielparadies für die Kinder. Sie kletterten darauf und obwohl wir den Bereich zu schützen versuchten, spielten die Kinder damit. Das Baumaterial verstreute sich und die Bauarbeiter versuchten mit Hilfe von Madiakher alles Material so schnell wie möglich zu verbrauchen. Nicht immer wurde alles Material aufs Mal gebraucht, sodass immer wieder mal etwas Steine oder Bausand übrig auf dem Boden blieb. So machte sich Madiakher daran all das übrig gebliebene Baumaterial in Reissäcke abzupacken und sie hinter die Boutique vor die Baustelle zu stellen. Was für eine schweisstreibende Arbeit, denn nach dem Abfüllen der Reissäcke mit dem Baumaterial, mussten die schweren Säcke mit der Schubkarre von der Strasse hinter die Boutique transportiert werden. So konnten wir eine Menge an zusätzlichem Kauf von Baumaterial sparen, wodurch die schon hohen Baumaterialkosten nicht noch höher stiegen. 

Mittlerweile war der Monat Februar angebrochen und der Sand für die Zementmischung, die auf das Dach sollte, mit einem Laster schon vor die Türe geliefert worden. Schon vor ein paar Wochen hat sich der Bauherr am Finger verletzt, doch trotzdem arbeitete er weiter. Die Wunde verheilte und kurz bevor wieder alles gut war, verletzte er sich wieder am selben Finger. Er schwoll an und der ganze Finger füllte sich mit Eiter. Noch ein paar Tage arbeitete er mit dem verletzten Finger weiter, wobei wir ihn immer wieder darum baten den Finger doch bei einem Arzt untersuchen zu lassen. Als er dann ganz mit Eiter gefüllt war und die Schmerzen nicht mehr auszuhalten waren, ging er zum Arzt. Was für ein Schicksal. Wir mussten die Arbeiten unterbrechen und dies für eine gefühlte Ewigkeit. 

Wie lange dauerte wohl die Unterbrechung und wer kam genau zu dieser Zeit auf Besuch in Senegal? Im nächsten Blogeintrag kannst du weiterlesen.

©Verein "Nio boku gis gis - on vois dans la même direction"