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Mit einer grossen Platte, beladen mit langen Holzstücken kam Mama Mane

Mit einer grossen Platte, beladen mit langen Holzstücken kam Mama Mane

Während Mama Mane noch die letzten Besorgungen machte, rüsteten wir zu dritt das Gemüse, nahmen den Fisch aus und füllten ihn mit einer selbstgemachten Paste. Mit einer grossen Platte, beladen mit langen Holzstücken kam Mama Mane wieder zurück vom Markt. Graziös kam mir ihr Gang mit der Ware auf dem Kopf vor. Es sieht so wundervoll aus. Über den Morgen verteilt, waren wir zu viert am Kochen. Und Madiakher kümmerte sich um die Details. Die Kinder um uns herum spielten wild und mussten immer wieder mal etwas ausgebremst werden. Es war eine angenehme Stimmung und wir waren alle froh um die noch etwas kühle Morgenluft. Mittlerweile steht die Regenzeit vor der Türe, sodass am Morgen die Temperaturen angenehm warm sind und nicht mehr so kalt wie über die Winterzeit. Die Tomaten befanden sich inzwischen schon im Kochtopf, welcher Mama Mane auf dem Feuer gut positioniert hat. Diese Tomatensauce, welche über längeren Zeitraum vor sich hin blubberte und kochte, wird dem Gemüse und dem Reis die spätere Farbe verleihen. Denn es gibt das Thiebouthienne bu wex (ausgesprochen «wech») oder das Thiebouthienne bu xonk (ausgesprochen «chonk»). Während beim Thiebouthienne bu wex ohne Tomaten gekocht wird und alles weiss bleibt, ist Thiebouthienne bu wex das weisse Thiebouthienne und das Thiebouthienne bu xonk das rote Thiebouthienne. Nach einer Zeit wurde das Gemüse und der Fisch dazu gegeben. Thiebouthienne wird in nur einer Pfanne gekocht. Der Geschmack des werdenden Thiebouthienne bu xonk vermischt mit dem Feuergeschmack stieg einem langsam in die Nase. Herrlich! Der Hunger stieg und mit ihm die Vorfreude auf das Mittagessen. Immer wieder schauten Freunde vorbei und während der ganzen Kochzeit wurde wilde über die unterschiedlichsten Themen gequatscht. Das Hauptthema, welches sich die ganze Zeit über stetig hielt, war die bevorstehende Hochzeit einer Tochter von Mama Mane. 

Nach dem alle Vorbereitungen abgeschlossen waren, gab es für mich nicht mehr wirklich was zu helfen. Denn es kam eins nach dem anderen in Kochtopf. So sass ich unter dem einen kleinen Bäumchen im Schatten und genoss die Zeit. Die Kinder spielten und versuchten mit dem Ziegenbock etwas herumzualbern. Auch der gerettete Strassenhund und langjähriges Familienmitglied war mittendrin. Immer wieder kamen Händler vorbei und priesen ihre Ware an. Mittlerweile waren schon die acht Kilo Reis in der Pfanne, welche von der Brühe langsam die rote Farbe annahmen. Mama Mane bat mich ihr zu helfen und sie gab mir den grossen Kochlöffel. Sie zeigte mir, wie das Umrühren bei einer so grossen Menge am besten geht. Ein ganz schöner Kraftakt, so acht Kilo Reis umzurühren. Ich war plötzlich zum Mittelpunkt der Geschehnisse geworden. Die Freude über meine Initiative  war riesig und ich wurde nun zur offiziellen Senegalesin gekürt. «Madame Niang kocht Chep bu xonk» wurde um mich herum freudig gesungen. Immer mehr Menschen trafen ein und als dann noch die Kinder aus der Schule kamen, befand ich mich in einer grossen Menschenmenge. Endlich war es soweit. Nach guten fünf Stunden kochen richteten wir das Essen an. Auf grossen Platten verteilten wir den Reis, legten das Gemüse und den Fisch drauf und die Sauce wurde darüber gegossen. Wie viele Platten wir schlussendlich angerichtet haben, kann ich nicht mehr sagen. Ich glaube, es waren um die acht bis neun grosse Platten und danach noch ein par kleine Schüsseln. Und dann ging es endlich los. Die Hände wurden gewaschen, alle setzten sich um die Platten und es wurde gespiesen. Als die ersten satt waren, so beobachtete ich, waren schon weitere Personen eingetroffen, die sich an die frei gewordenen Plätze setzten und auch ihren Hunger stillten. Die kleineren Schüsseln wurde noch an Familien in der Nachbarschaft gebracht. Es ist ganz üblich, bei grösseren Mengen etwas abzupacken und an andere Haushalte zu verteilen. Dadurch haben an diesem besagten 24. Mai mit umgerechnet 300 schweizer Franken unzählige Personen ihren Hunger stillen können. Von Kleinkindern bis zu Omas und Opas, alles war vertreten. Auch war es möglich drei Personen für ihre Arbeit zu entlöhnen. So stillen wir mit den WirStillenHunger Aktionen nicht nur den Hunger, sondern ermöglichen bezahlte Tagesengagements für die Arbeit des Kochens oder Nahrungsmittel verpacken sowie verteilen. 

Es war ein herrlicher Moment, als wir alle um die Platten sassen und mit dem Essen begannen. Auch ich setzte mich um eine der Platten und ass wie alle anderen auch mit der Hand und nicht wie alle erwartet haben mit einem Löffel. Ich spürte unzählige Blicke auf mir und es schien mir, als wäre es für sie eine neue Erfahrung eine weisse Person zu sehen, welche sich wie die Einheimischen verhält. Noch während die meisten beim Essen waren und ihren Hunger stillten, setzte Madiakher einen Ataya auf und begann mit der Teezeremonie. Es gibt nichts Schöneres als nach einem guten Essen einen Ataya zu trinken. Ataya ist Grüntee lange gekocht, mit Pfefferminze versehen und mit Zucker gesüsst, welcher in kleinen Gläschen verteilt wird. Ist der Tee kurz vor dem Servieren, wird er von einer Tasse zur anderen hin und her geleert, wodurch ein kleiner Schaum entsteht. Einer nach dem anderen trinkt ein Gläschen und ist der erste Guss ausgetrunken wird in die zweite Runde gestartet. Da es kleine Gläschen sind, bekommt jeder und jede etwas ab von dem Tee. Mir kommt es manchmal vor, als wäre es eine flüssige Praline, welche es beispielsweise zum Dessert gibt.

Es war wieder einmal eine gelungene WirStillenHunger Aktion, mit welcher wir einen grossen Erfolg erzielen konnten. So viele leere Mägen konnten gefüllt werden und sogar auch die Tiere konnten davon satt werden. Wir sind voller Dankbarkeit und Freude, durften wir mit eurer Unterstützung wieder eine solch tolle Aktion starten! Mehr Bilder und Video -Eindrücke könnt ihr auf unseren sozialen Kanälen finden sowie auch in der Fotogalerie der Website.

 

Herzlichen Dank! 

Seid lieb gegrüsst,

Eure Muriel & Madiakher

 

©Verein "Nio boku gis gis - on vois dans la même direction"