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Kurz vor Mittag fahren die letzten Streckentaxis in die Stadt…

Kurz vor Mittag fahren die letzten Streckentaxis in die Stadt…

Mobil zu sein ist etwas, was in der Schweiz ganz natürlich dazu gehört. In der Schweiz haben wir die verschiedensten öffentlichen Verkehrsmittel Velos, Autos oder auch zu Fuss kommt man gut von A nach B. Im Senegal sieht das etwas anders aus, auch hier haben wir öffentliche Verkehrsmittel. Hier gibt es Busse und Taxis. Doch das System hier, ist etwas anders. Dazu kommt die Hitze, die sandigen Strassen oder die grossen Schlaglöcher in den wenigen geteerten Strassen. Die Busse sind eher mittelgrosse Autos, welche proppenvoll gefüllt werden und auch das Dach wird teilweise bis zu Metern hoch beladen. Wann genau ein Bus kommt, ist nicht wirklich klar deklariert. Wobei jeweils morgens und abends die Busse öfter fahren, um auf den Markt zu gehen. Sie haben ihre festen Strecken, welche entweder innerhalb der einzelnen Städte oder von Stadt zu Stadt führen. Dieses Verkehrsmittel ist nicht all zu teuer.

Meine Busfahrten waren bis anhin jeweils ein Erlebnis. Zwischen den Bänken wurden Holzbretter reingelegt, damit noch mehr Menschen sitzen können. Alles ist eng und der Bus wird von vorne bis hinten gefüllt. Eingestiegen wird jeweils hinten. Der Bus wird hinten von zwei Türen geschlossen, wobei eine der Türen geschlossen bleibt, da dort eine Leiter befestig ist, um nach oben zur Gepäckverstauung zu kommen. Bei der anderen Türe steht ein Herr, meist ein junger Mann, welcher die Gelder einzieht und schaut, dass alle einen Platz haben. Er selbst steht auch während der Fahrt in der offenen Türe und hält sich an einer Busstange fest.

Plötzlich stellte man mir eine Tasche auf den Schoss, im nächsten Augenblick hiess es man solle weiter nach vorne rücken. Alles ist eng und eigentlich war kein Millimeter mehr frei, um nachzurücken, doch irgendwie haben immer alle einen Platz. Die Tasche wurde unter meine Füsse platziert, worauf ich meine Beine stellen sollte, damit Platz geschaffen werden konnte. Plötzlich wird mir ein Baby auf meinem Schoss gesetzt, denn die Mutter versuchte gerade sich zu setzen. Später gebe ich ihr das Kind zurück und einer neben mir beginnt ein Gespräch mit mir.

Ich war umgeben von den verschiedensten Gerüchen, welche ich nicht wirklich definieren konnte. Immer wieder hielt der Bus an, nachdem jemand angegeben hatte, aussteigen zu müssen. Die Person kletterte über alle drüber, die Sitzbretter wurden aufgehoben, damit die Person durchkommt und alles wurde wieder neu installiert, nur mit neuen Personen.

Später als ich Zuhause angekommen war wurde ich für verrückt erklärt. Es wäre besser sich nur mit Taxis oder Streckentaxis fortzubewegen. Ein Taxi sei sicherer. Auch mit einem Streckentaxi käme man gut voran, oder man könnte sich auch ein Taxi leisten, welches einen abholt und direkt an den gewünschten Ort fährt. Die Streckentaxis fahren jedoch nur gerade Strecken, also die Hauptstrasse auf und ab. Doch was machst du, wenn du aufs Land rausfahren möchtest oder in eine andere Stadt und dafür ein Streckentaxi benötigst, welches eine solch lange Strecken fährt? Von einem Sammelpunkt aus, wie beispielsweise einem grossen Kreisel oder einer Tankstelle sind Taxis vorzufinden, welche längere Strecken fahren. Doch manchmal kann es Stunden dauern, bis ein solches Taxi losfährt, denn das tut es  erst, wenn jeder Platz gefüllt ist.

Viele Menschen sieht man zu Fuss, mit Motorrädern oder Fahrrädern von A nach B gehen, doch die meisten Strassen sind Sandstrassen, man kommt nicht zügig mit der Hitze als ständigen Begleiter voran.

Die Menschen, welche in Mboulem leben und eine Arbeit in der Stadt haben, fahren früh morgens mit den Streckentaxis nach Mbour, wobei es mehr als ein nur ein Streckentaxi benötigt, um bis nach Mbour zu kommen. Kurz vor dem Mittag fahren die letzten Taxis in die Stadt und kehren erst wieder gegen Abend zurück. Da Mboulem klein und auf dem Land ist, fahren die Streckentaxis von Mboulem am Morgen in die grösseres Stadt Mbour. Den Tag hindurch bleiben sie dort, um ihr Geld zu verdienen. Erst gegen Abend kehren sie wieder zurück.

Madiakher muss also jeweils früh morgens los, um von Mbour nach Mboulem zu kommen damit er die Bauarbeiten begleiten kann und andere Dinge vor Ort zu organisieren. Doch kurz vor Mittag, schon nach wenigen Stunden musste er wieder Ausschau halten nach einem Taxi, welches ihn zurück nach Mbour bringt. Ansonsten hätte er mehrere Stunden Fussmarsch vor sich in der Sonne.

Doch während den Bauarbeiten der Grundstückmauer, sowie generell bei Arbeiten ist es von grosser Wichtigkeit vor Ort zu sein, um sicherzustellen, dass gearbeitet, Material nicht entwendet und generell Fortschritte gemacht werden. Doch bis anhin war dies für Madiakher nicht möglich, da er sich nach den Hin- und Rückfahrmöglichkeiten der Taxis richten musste. Immer mehr kam den Wunsch auf, ein Motorrad zu haben, um damit mehr Mobilität zu gewinnen und schneller und effektiver mit den Erledigungen voranzukommen, für Coeurs des Enfants – Ndimbal ak yërmandé.

Dank all den Spenden, die schon eingegangen sind, konnten wir uns nun ein Motorrad kaufen. Es ist ein occasion Motorrad, welches gut auch auf Sandstrassen fahren kann. Für 167 Schweizer Franken konnten wir das Motorrad ergattern, wobei noch ein zwei Reparaturen dazu kamen, um es noch besser und sicherer auszustatten. Auch das Benzin ist hier nicht allzu teuer, sodass wir dadurch neben dem Gewinn an Mobilität, auch etwas Geld einsparen können, welches wir sonst für Taxis hätten ausgeben müssen. Wir sind unglaublich glücklich darüber. So ist Madiakher nun jede Minute unterwegs und kann dadurch nicht nur ein bis zwei Dinge erledigen, sondern einiges mehr. In der letzten Woche konnte Madiakher so unglaublich viele Dinge erledigen, dass wir hier in kürze bereit sind, uns um die Baubewilligung zu kümmern. Denn dann ist alles so weit bereit, um mit dem Bau des Hauses beginnen zu können. Auch kommt bei uns schon bald die Regenzeit, was alles Handwerkliche etwas erschweren wird, sowie die Strassen für die Transporte von Baumaterialien zu gefährlich macht. So haben wir das Ziel, möglichst alles noch vor dem Regen abgeschlossen zu haben. Mal schauen, ob unser Ziel erreichbar und umsetzbar ist.

So sind wir im Senegal schon bald bereit mit dem Bau des Parterres zu beginnen, wobei wir in der Schweiz noch immer daran sind, die Finanzierung dafür zu erhalten. Viele Stiftungsanfragen sind schon geschrieben und versendet, auf deren Antworten wir warten und hoffen, dass wir entsprechende Finanzierungsmittel von Stiftungen erhalten werden.

Auf vielen Ebenen geht einiges voran. Es ist eine unglaubliche Freude und wir sind voller Dankbarkeit. Es ist ein unglaubliches Gefühl mittendrin zu sein, mittendrin wie Träume, die konkretisierten Ideen und Konzepte immer mehr Form annehmen und wir dem Ziel hier im Senegal Grosses zu bewirken, immer näherkommen. Dem Ziel Kindern Zukunftsperspektiven zu schaffen, sowie viele weitere Möglichkeiten zu bieten, welche die Menschen hier unterstützen, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.

Immer wieder frage ich mich, wie ich euch allen diese Freude und diese Glücksgefühle, welche wir haben, vermitteln könnten. Was Madiakher und ich uns wünschen? Dass wir bald die Türen von Coeurs des Enfants – Ndimbal ak yërmandé öffnen können und all das Erschaffene erlebbar machen und wir es damit noch mehr miteinander teilen können.

Seid ganz lieb gegrüsst und ein grosses Dankeschön,

Muriel & Madiakher

©Verein "Nio boku gis gis - on vois dans la même direction"