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Huch, was geht denn da ab?

Huch, was geht denn da ab?

Ich sass mit Schwestern von Madiakher sowie seiner Mutter draussen vor dem Haus. Wir waren eine Frauengruppe und nach und nach gesellten sich Freunde aus der Nachbarschaft dazu. Es ging nicht lange und die Frauengruppe war nun eine gemischte Gruppe. Männer und Frauen. Wir alle lachten viel, machten Spässe und unterhielten uns über Gott und die Welt. Draussen wehte ein leichtert Wind, sodass die Hitze im Schatten einigermassen erträglich war. Mama Mane sass manchmal bei uns, kümmerte sich um diverse Arbeiten und sprang auch immer wieder nach vorne zur Boutique (Lebensmittelgeschäft), welche sie führt, um etwas zu verkaufen. Da der Platz direkt vor dem Haus von Mama Mane eine kleine Strasse ist, kamen immer wieder Freunde vorbei, grüssten, brachten sich ins Gespräch ein und gingen wieder weiter. Wir amüsierten uns und ich versuchte, mich mit meinem gebrochenen Wolof auszudrücken. So war es richtig köstlich, wie alle sich über mein Wolof amüsierten und erfreuten. Immer wieder stimmten sie in ein glucksendes Lachen ein, denn sie waren freudig überrascht über meine Worte und Sätze, die ich anscheinend fehlerfrei sagte.

Kurze Zeit später und ich wurde auf meine Haut angesprochen. Seit Jahren leide ich an Neurodermitis. Während der Zeit in der Schweiz ist es wieder ausgebrochen und seither kommt und geht es. Doch so ganz ist es nicht wieder verschwunden. Und die schwüle Hitze ist für den Heilungsprozess natürlich nicht sehr förderlich. So war meine Haut auch an diesem Tag wieder gut rot und meine Arme, Handgelenke und der Hals leuchteten rot. Bei Hautausschlägen wird hier von «Sity» gesprochen. Alle haben dies und kennen es nur zu gut. Gerade in der Regenzeit würde jeden das «Sity» heimsuchen. Wie ich es von der Schweiz aus kenne, hat auch hier jeder und jede das perfekte Medikament gegen die Ausschläge und den Juckreiz. Plötzlich entstand ein wildes Gespräch über die Möglichkeiten von Medikamenten und welches am besten hilft. Ich solle ins Krankenhaus gehen, der Doktor könnte mir eine Créme oder die eine Spritze geben. Die würde sofort helfen. Andere kamen mit natürlichen pflanzlichen Crémes oder Tees, welche helfen würden. In der Schweiz habe ich alles Mögliche ausprobiert. Ich probierte die verschiedensten Crémes, Kortison, Ernährungsumstellung, Öle, Akkupunktur und noch so einiges mehr. Alles hat für wenige Tage geholfen und danach ging es im alten Stil weiter. Ich kam immer wieder auf die Schlussfolgerung, dass ich in jedem Moment nach dem passenden Medikament oder Mittel schauen muss und auch jeder Mensch ein anderes Medikament oder Mittel hat, welches gegen die Neurodermitis hilft.  

Hier in Senegal habe ich mittlerweile zwei Kräuter entdeckt. Wie die beiden Pflanzen auf deutsch heissen, weiss ich bis heute nicht. Das eine sind Blätter von einem Baum und das andere gehört in die Pflanzenfamilie «Gräser». Koche ich die beiden Kräuter und dusche mich danach damit, nimmt es sehr schnell die Entzündung und die Haut beginnt sich zu normalisieren. Sie heilt. Trinke ich dazu jeden Tag für beispielsweise eine Woche einen Shot von dem einen Kraut, mit welchem ich einen Tee mache, geht die Neurodermitis mehr und mehr zurück. Ich erzählte in dieser Runde von meinen Erfahrungen mit den beiden Kräutern. Sie waren sichtlich überrascht davon, dass ich senegalesische Kräuter kenne und diese auch schon anwende. 

Tage danach kam Madiakher am Mittag nach Hause, nachdem er so einiges erledigt hatte Als ich die Türe öffnete, kam mir ein halber Baum entgegen. Huch, was geht denn da ab fragte ich mich heimlich. Hinter all dem Grünzeug kam Madiakher zum Vorschein mit einem grossen Grinsen. Mama Mane wäre in einem Dorf etwas ausserhalb gewesen und hat den einen Baum gesehen, von welchem ich im letzten Gespräch gesprochen habe. Sie hätte direkt an mich gedacht und mir einige Äste abgezwickt und mir mitgebracht. So müsse ich nur noch das zweite Kraut kaufen und schon hätte ich meine Tinktur gegen das Sity. Wie wundervoll diese Überraschung für mich war an diesem Tag. Es war ein Freudentag, denn mit dieser Geste hat sie meinen Tag aussergewöhnlich gemacht. 

©Verein "Nio boku gis gis - on vois dans la même direction"