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Ein Gedanken, ein Entschluss - Gesagt, getan

Ein Gedanken, ein Entschluss - Gesagt, getan

Schon immer haben mir die Flechtfrisuren gefallen. Besonders aber haben es mir die Flechtfrisuren mit Afrohaar angetan. Ich bewundere die Kunst, solch geniale Flechtfrisuren machen zu können. Mit meinen Haaren konnte ich schon immer tolle Flechtfrisuren machen und genoss dies sehr. Meine Spezialität dabei war das Flechten eines oder zweier Bauerzöpfe. Schon meine Mama hat mir immer wieder mein hüftlanges Haar zu einem langen Bauernzopf geflochten.  

Die Haare in einen Zopf zu flechten war für mich mit meinem dichten lockigen Haar immer sehr praktisch. So konnten sie mir nicht ins Gesicht fallen und auch im Nacken war es nicht so heiss. Und dazu sieht es einfach wundervoll aus. Die Möglichkeit einer Flechtfrisur machte die Pflege meines Haares sehr einfach. Waschen, Kämmen und sie Lufttrocknen lassen war alles Manchmal nährte ich sie mit etwas Öl und einmal im Jahr die Spitzen schneiden. Mehr brauchte es nicht oder empfand ich nicht als notwendig, denn sie waren knotenfrei, rochen angenehm und das Frisieren ging locker von der Hand. Sie machten einen guten und gesunden Eindruck. 

Obwohl ich keine Afrolocken habe, bevorzuge ich es hier in Senegal, meine Haare in solch wundervollen Flechtfrisuren zu tragen. Eines Tages - ich sass auf einer Matte draussen -  liess ich meine Gedanken schweifen. Während der Regenzeit ist die Luftfeuchtigkeit enorm hoch und dementsprechend die Hitze gross. In dieser Zeit verfilzen meine Haare innert eines Tages, mein Kopf ist voller Schuppen und das Kämmen wird zur Qual. Meine Haare reichen mir bis über die Schultern und ich trage sie immer hochgebunden, denn die Hitze lässt es nicht zu, sie offen zu tragen. Nach dem Waschen dauert es mindestens einen Tag, bis sie trocken sind, denn die hohe Luftfeuchtigkeit hat da seine Wirkung. Deshalb band ich sie direkt nach dem Duschen hoch, da die Hitze ansonsten unerträglich ist. Ich beschloss, es muss eine andere Lösung her. Denn dies war kein Zustand. 

Ein Gedanken, ein Entschluss. Nach kurzer Zeit fand ich die Schwester Dada von Madiakher. Sie hatte Zeit, Lust und das Know – How. Gesagt, getan und wir verabredeten uns zum Haarflechten bei Mama Mane. 

Was für ein Happening dies doch wurde. Herrlich! Ich kämmte nochmals kurz meine Haare und schon ging es los. Schon bald kam ein Mädchen von nebenan dazu. Andere Frauen und Mädchen setzten sich zu uns. Während die einen beim Flechten halfen, leisteten uns die anderen Gesellschaft. Die einen brachten auch ihre Kleinkinder und Säuglinge mit, sodass ein reges Treiben um uns herum entstand. Immer wieder sass eines der Kinder auf meinem Schoss, andere spielten mit mir und wieder andere halfen Dada beim Haarflechten. Sie wechselten sich immer wieder ab, während Dada geduldig eine Strähne nach der anderen flocht. Nach fünf Stunden unterbrachen wir unser Unternehmen kurz, denn es gab Mittagessen. Zwischenzeitlich kauften Madiakher und ein Kollege, der zur Zeit auch bei Mama Mane lebt, auf dem Markt die Nahrungsmittel für ein leckeres Thiebouthienne. So flocht Dada meine Haare, neben uns wurde gekocht, Mane kümmerte sich um ihre Boutique (Lebensmittelgeschäft) und dabei quatschten wir alle zusammen.  

Das Mittagessen war unglaublich lecker und wir alle hatten uns wieder gestärkt. Und während sich die einen ans Aufräumen der Kochutensilien machten, begann Madiakher mit Kochen von Ataya. Und Dada und ich? Wir setzten uns wieder hin und flochten weiter. Zwischenzeitlich waren mindestens vier Personen daran, Dada beim Flechten der Haare zu unterstützen. Ihr könnt euch ausrechnen, wieviele Hände sich dementsprechend auf meinem Kopf befunden haben. Während weiterer zwei Stunden beobachtete ich, wie Mane den Fernseher nach draussen gestellt hatte. Auch ihre Schwester ist mittlerweile bei ihr eingetroffen. Denn nach dem Mittagessen kommt die Lieblingsserie der beiden. Seit Jahren treffen sie sich immer zu dieser Zeit, um die Serie zu schauen. So sass Mane vor einem Wäschezuber, wusch Kleider und schaute sich mit ihrer Schwester und allen Kindern, die ringsherum waren, ihre Lieblingsserie an.  

Es fühlt sich herrlich an, die Haare eingeflochten zu haben und eine solch wundervolle Flechtfrisur zu haben. Endlich kann sich meine Kopfhaut wieder etwas erholen und meine Haare verfilzen nicht schon nach einem Tag. So erkannte ich für mich, dass die wundervollen Afroflechtfrisuren neben ihrer Schönheit, aufgrund von den Lebensbedingungen und klimatischen Gegebenheiten, auch einen funktionalen Zweck haben. 

©Verein "Nio boku gis gis - on vois dans la même direction"