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Am Tag zuvor hatten wir einen Anruf von Madame

Am Tag zuvor hatten wir einen Anruf von Madame

Mitte Dezember hatte das lange Warten und geduldig sein ein Ende. Madiakher war wie gewöhnlich am Morgen nach Mbour losgezogen, um verschiedene Dinge zu erledigen, zu regeln und in die Tat umzusetzen. Am Tag zuvor hatten wir einen Anruf von Madame Cissé bekommen. Doch zuerst die Geschichte nochmals von vorne. 

Nachdem Madiakher Mitte Jahr 2020 auf das entsprechende Büro ging, um an die Unterlagen für eine Vereinsgründung zu gelangen, gingen wir im Januar 2021 das zweite Mal auf das entsprechende Büro. Wir wollten uns nach dem genauen Ablauf einer Vereinsgründung erkundigen. Uns wurde mitgeteilt, dass die Unterlagen von ihrem Vorgänger nicht mehr gültig wären. Wir waren somit im Besitz der alten Dokumente. Sie stellen neu die Dossiers für die Vereinsgründung zusammen, die Gebühren dafür 10’000 CFA (15 CHF). Auf die Frage, wie sie diese Unterlagen zusammenstellen möchten, ohne zu wissen was unser Projekt beinhaltet, wie die Statuten ausschauen und welche Schwerpunkte wir haben kam die Antwort: dies würde schon so gehen. Es stellte sich heraus, dass dieses Büro für das Erstellen des Dossiers der Vereinsgründung verantwortlich ist, doch die Präfektur das Dossier nicht mehr anerkannt. Es müsse von einem anderen Büro, direkt neben der Präfektur für weitere 5’000 CFA nochmals erneut zusammen gestellt werden. 

Zum Glück hatten wir das Dossier nicht vom ersten Büro erstellen lassen, sondern hatten es selber gemacht. So haben wir zwar etwas ärger eingeheimst, doch wir konnten etwas an Gebühren sparen. Madame Cissé, welche auf der Präfektur für die Vereinsgründungen zuständig ist, akzeptierte, nachdem wir mit unserem Vitamin, wir nennen ihn mal Monsieur Diouf kamen, unser Dossier. Es waren Strafregisterauszüge, eine Steuermarke, unseren Vereinszweck und weitere Mitglieder/innen darauf vermerkt. Monsieur Diouf hat einen hohen Posten auf der Präfektur, sodass er sich auch Einsicht sowie Einfluss auf die Papiere und den Ablauf ermöglichen konnte. Somit waren alle Unterlagen eingereicht gewesen doch die Zeit zog sich dahin. Wir kontaktierten regelmässig Monsieur Diouf, welcher der Dame auf die Finger schaute. 

Und plötzlich stellte sich heraus, es würde die Steuermarke fehlen. Wir wussten alle, dass wir diese beigelegt hatte, ausser Madame Cissé wusste es plötzlich nicht mehr… Nun, gut wir mussten nochmals eine kaufen, da war nichts zu machen. Und dann kam die Nachricht, dass wir aufs Kommissariat gehen könnten für eine weitere Beglaubigung. Da unser Verein in Mboulem den Sitz haben sollte, musste Madiakher und die beiden anderen aus dem Gründungskomité in eine andere Stadt gehen, die für die Beglaubigung in Mboulem verantwortlich war. Und dann stellte sich heraus, dass der eine aus dem Gründungskomite uns hängen liess, wodurch all unsere bisherigen Unterlagen ungültig wurden.

Es stellte sich heraus, dass die Eigeninteressen des einen Gründungskomitémitglieds sich ihm nicht genug schnell erfüllten und er uns darum hängen liess. Er hatte sich nämlich erhofft, dass ich ihm eine meiner Freundinnen oder generell eine weisse Frau zur Heirat vermitteln würde und als er realisierte, dass da unsere Schwerpunkte und Interesse zu 100% auseinander gehen, tauchte er nicht mehr auf, um die entsprechenden Unterlagen auszufüllen.

Zurück auf Feld eins.

Madiakher und ich orientierten uns um und stiessen auf Mbaye und Moussa als zwei ehrliche und tüchtige Gründungsmitglieder. Madiakher beantragte für die beiden den Strafregisterauszug und machte sich wieder auf den Weg zu Monsieur Diouf. Sie erstellten das Dossier neu, es ging zum obersten Chef zur Unterschrift und Madiakher bekam den Auftrag, mit den beiden anderen Herren für die weiteren Überprüfungen aufs Kommissariat zu gehen. Rede und Antwort stehen war hier die Aufgabe sowie die Fingerabdrücke zu hinterlegen. Die Berufe, die Familienherkunft, Alter und noch vieles mehr wurde abgefragt, überprüft und registriert. Von einem Büro zum anderen ging es, denn je nach Aufgabenbereich war ein anderes Büro auf dem Gelände verantwortlich. Vergleichbar mit der Schweiz. Und dann mussten sie die Fingerabdrücke abgeben. Mit schwarzer Tinte wurden die Fingerkuppen geschwärzt und sie mussten ein Finger nach dem anderen auf ein Papier drücken. Mit diesen Papieren ging es wieder zurück zum ersten Büro für die Registrierung. Ratsch, und die Fingerabdrücke von Mbaye und Moussa wurden zerrissen. Sie wären nicht gut genug. Die Reaktion von Madiakher, dass dies ja ein Kollege von ihm gemacht hätte und sie somit rechtsgültig wären, wurde nicht akzeptiert. Und nochmals rüber zum anderen Büro, lange Wartezeiten und die Fingerabdrücke neu machen. Das nun erweiterte Dossier musste nun vom Kommissar selbst unterschrieben werden. In sieben Tagen könnten wir es abholen, hiess es. Nach den sieben Tagen war Madiakher wieder beim Büro und sie gaben ihm die Unterlagen nicht. Dies ging zwei oder sogar dreimal so, bis es über einen Monat auf dem Kommissariat war. Und wieder kam Monsieur Diouf ins Spiel. Er rief dem Kommissar an und bekam die Antwort, dass die Unterlagen schon längst bereit wären. So schickte er Madiakher ein weiteres Mal auf das Kommissariat. Die Papiere wären nicht bereit, hiess es zu Madiakher. In dem Moment rief nochmals Monsieur Diouf an und teilte mit, er würde sonst rüberkommen, falls die Papiere nicht rausgegeben wurden. Und da waren sie. 

Monsieur Diouf sendete nun unser Dossier mit vielen anderen nach Thies für die letzten Unterschriften und Stempel für die Gründung des Vereins. Nach einem Monat fragten wir nach den Unterlagen bei unserem Monsieur Diouf nach. Ja es würde länger dauern, da die Stelle in Thies neu besetzt wurde uns diese Person sich erst einarbeiten müsste. Wieder Wochen später eine weitere Nachricht und unzählige Anrufe mit Monsieur Diouf. Alle Unterlagen seien zurück in Mbour, doch unser Dossier wäre in Thies liegen geblieben. Die Zeit verging und wir hörten nichts mehr. Es kam ein Anruf von Madame Cissé, unser Dossier sei unvollständig und Madiakher müsste unbedingt auf die Präfektur kommen. Wir waren irritert, aber nun gut Madiakher machte sich auf den Weg. Sie meinte, sie würde uns kurz ein Papier bereit machen und uns somit helfen. Damit müsste Madiakher nur kurz zum Kommissariat für eine Unterschrift und ein Stempel. Der Puls des Kommissars hätte Madiakher direkt steigen sehen, auch dessen Nerven schienen am Ende mit dieser Frau. Zu Madiakher meinte er, diese Dame würde immer dasselbe Spiel abspielen. Er solle wissen, dass dies der Fehler von ihr ist und Madiakher keinen Fehler gemacht hatte. Schnell war er mit dem Papier wieder zurück bei Madame Cissé und die Unterlagen wurden ein zweites Mal nach Thies gesendet. 

Die Zeit verging weiter und weiter. Monsieur Diouf teilte uns mit, dass er sich bei uns unverzüglich melden würde, sobald die Unterlagen angekommen. Und dann kam der Anruf von Madame Cissé. Wir müssen nochmals den Strafregisterauszug von Moussa und Mbaye nachreichen. Sie würde uns dann das Dokument unserer Vereinsgründung aushändigen können. Fragezeichen kamen bei Madiakher und mir auf, denn unser Dossier, beinhaltete bereits alle Strafregisterauszüge und zwar vollständig. Dies hat uns nicht nur Monsieur Diouf bestätigt, sondern auch der Kommissar. Noch bevor Madiakher die beiden Herrn, Mbaye und Moussa aufsuchte um nach ihren IDs für die Strafregisterauszüge zu fragen, ging er an den Schalte zu Madame Cissé. Als er zur Türe reinkam, rief in Monsieur Diouf, den Madiakher nach dem Anruf von Madame Cissé kontaktiert hatte, an. Sie verabredeten sich beim Schalter von Madame Cissé, doch bevor die beiden aufeinander trafen, nahm alles seinen Lauf. 

Bei Madame Cissé angelangt fragte Madiakher nach den Beweggründen für das erneute Einreichen der Strafregisterauszüge und wie es denn sein könne, dass sie uns das Gründungspapier aushändigen kann, obwohl angeblich noch Unterlagen fehlen würden. Als es vom Schalter neben an von einem anderen Arbeitskollegen rüber kam: «Eh Madame Cissé, arret avec ça. C’est assez maitenant. Le Papier il est la. Donne- lui! Und so hatte das ganze Spektakel endlich ein Ende. Mit einem Strahelen und grosser Erleichterung kam Madiakher mit dem Papier nach Hause und präsentierte es mir. Unglaublich, endlich hatten wir die lang ersehnte Unterlage in den Händen. 

Ein gutes Jahr hat es nun gedauert, denn mittlerweile haben wir Ende Dezember 2021. Was für ein Jahr! Wir dürfen nun mit Freude verkünden unser senegalesischer Verein heisst offiziell, mit Stempel und Fingerabdruck, mit Beglaubigung und Unterschrift:  

„Coeurs des Enfants (Ndimbal ak yërmandé)“.

©Verein "Nio boku gis gis - on vois dans la même direction"