Erfahrungsberichte

Isabel erzählt:

Alles begann zum Höhepunkt der Coronakrise. Wir fanden uns vor dem Dilemma, mit FOS- Schüler*innen ein soziales Projekt durchzuführen in einer Zeit, in der das soziale Beisammensein so gar nicht hoch im Kurs stand. Da erhielten wir eine Nachricht von Muriel, eine Ex-Schülerin unserer Schule, in der sie uns vom Projekt Coeurs des Enfants erzählte. Bereits in bester Übung mit Zoom, konnten wir kurz darauf auch schon online mit ihr „persönlich“ über ihre Vision und die konkreten Schritte der Umsetzung sprechen. Den Schüler*innen haben Muriels und Madiakhers Pläne sowie der direkte Kanal in eine völlig andere Welt mächtig Eindruck gemacht. Es entstand daraus die Idee, mit einem Fundraising mitzuhelfen. Heute sind wir zwei Jahrgänge weiter und der Kontakt mit Coeurs des Enfants blüht. Im Sommer 2022 boten Muriel und Madiakher Trommel- und Tanzkurse an der Schule an; im Dezember 2022 organisierte eine neue Generation von FOS-Schüler*innen selbständig kleine soziale Einsätze (z.B. älteren Nachbar*innen zu helfen, Hunde spazieren zu führen, Putz- und Aufräumarbeiten), um für Coeurs des Enfants Geld zu sammeln. 

Ich bin erfreut zu erleben, wie die Inspiration von Muriel und Madiakher auf die Schüler*innen überspringt und es steht wohl ausser Frage, dass wir zum geeigneten Zeitpunkt auch mal vor Ort tatkräftig mithelfen gehen. Bis dahin wirken wir aus der Ferne - manche mehr oder weniger. Denn es hat sich bereits eine Schülerin aufgemacht, das Studium in sozialer Arbeit zu beginnen und im Verein Coeurs des Enfants aktiv zu werden.

Isabel Brumann - Lehrerin und Schulleiterin FOS Freie Mittelschule


Noëmi erzählt:

Nachdem ich seit über zehn Jahren als Sozialpädagogin im stationären Bereich gearbeitet habe, wuchs in mir der Wunsch nach einer längeren beruflichen Auszeit. Mal etwas Anderes sehen. Menschen begegnen, die mit einer völlig anderen Lebensrealität konfrontiert sind. Ohne das Bedürfnis jemanden retten zu wollen, einfach nur da sein und miterleben. Helfen und unterstützen, im Rahmen meiner Möglichkeiten. Dieser Wunsch wuchs immer weiter, bis ich ihn laut aussprechen musste, mich in meinem Umfeld umhören und auf die Suche begeben musste. Und so kam es, dass ich von Muriel und «ihrem» Projekt im Senegal erfahren habe. Zufälligerweise, oder vielleicht weil es einfach so sein musste, kamen Muriel und Madiakher bereits wenige Wochen später auf einen längeren Besuch in die Schweiz. Dadurch ergab sich die grossartige Gelegenheit eines persönlichen Kennenlernens. Schnell war klar, dass dies der Anfang meines «Abenteuer Senegal» sein würde, dass ich dieses Land erleben wollte, so wie Muriel und Madiakher es mir beschrieben hatten.

Und nun bin ich hier, versuche meine Eindrücke zu «Coeurs des Enfants» in Worte zu fassen und merke, dass ich längst Teil einer Familie geworden bin. Denn der Verein «Coeurs des Enfants» ist die Erweiterung der Familie von Muriel und Madiakher. Durch die Verknüpfung ihrer beiden Ideen und Wünsche erschaffen sie zusammen Stück für Stück eine gemeinsame Zukunft. Eine Zukunft für sich, aber auch für die Menschen im Senegal.

Diese Menschen, diese grossartige Familie, hat mich sofort und ohne zu fragen, wer ich bin und woher ich komme, in ihre Gemeinschaft aufgenommen. Wir sitzen zusammen, kochen zusammen, essen und lachen zusammen – hier und heute und so Gott will auch morgen wieder. Für die Möglichkeit, in diese Lebenswelt eintauchen zu können, bin ich dem Verein «Coeurs des Enfants», aber vor allem auch Muriel und Madiakher mitsamt ihrer grossartigen Familie sehr dankbar. Hört nicht auf zu träumen, denn die Zukunft gehört denen, die an die Schönheit ihrer Träume glauben.


Leonora erzählt:

Ich kann mich noch sehr gut an den Moment im Juni 2020 erinnern, in dem mir Muriel zum ersten Mal von ihrer Projektidee und dem Wunsch, in den Senegal auszuwandern erzählt hat. Es hat mich nicht verwundert, dass sie ihre Vorhaben rasch in die Tat umsetzte: Die Vereinsgründung von «Coeurs des Enfants - Ndimbal ak yërmandéim» im August 2020 und das Auswandern in den Senegal im Januar 2021. Ich empfinde es als sehr bereichernd, dem Projekt bei der Entwicklung zusehen zu können. Sowohl durch die monatlichen Newsletter als auch durch die Beiträge auf den Social-Media-Kanälen hat man als Zuschauer*in und/oder Mitglied die Möglichkeit, einen Einblick in die Tätigkeit des Vereins zu bekommen. Man erhält Updates, wie es um die verschiedenen Teilbereiche des Projekts steht, etwa wie es mit dem Hausbau vorangeht oder wenn neue Trommeln gekauft wurden. Durch diverse Beiträge taucht man in die Lebenswelt von Muriel und Madiakher im Senegal ein. Besonders schön sind dabei die Posts und Stories auf Instagram, bei denen man durch Bild und Text fast täglich Informationen zum Senegal und zum Projekt erhält. Immer wieder informiert der Verein über das Leben, Festtage und Gebräuche im Senegal, thematisiert die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen der Schweiz und dem Senegal und setzt sich mit grossen philosophischen Fragen wie etwa «Wann fühlst du dich frei?» auseinander. Trotz all den schönen Momenten, die die Vereinsmitglieder auf Social Media teilen, beschönigen sie nichts: Beispielsweise, wenn es um die Vereinsgründung im Senegal geht, da diese anders bzw. «schwieriger» verläuft als in der Schweiz.  

Durch all diese Aktionen kann man als Mitglied dem Projekt stetig beim Wachsen zusehen, man fühlt sich als Teil des Projekts. Ich finde es beeindruckend, wie weit «Coeurs des Enfants - Ndimbal ak yërmandé» in dieser kurzen Zeit bereits gekommen ist und freue mich auf alles, was der Verein 2022 über das Projekt teilen wird.