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Hmmm, werde ich es schaffen, diese Prüfung auf Französisch abzulegen? (2/4)

Hmmm, werde ich es schaffen, diese Prüfung auf Französisch abzulegen? (2/4)

Wie gewohnt stiegen wir früh morgens noch vor sieben Uhr in das Taxi unseres Taxichauffer-Freundes. Über die Route National fuhren wir durch die Weite von Afrika. Affenbrotbäume ohne Ende zogen an uns vorbei und wir konnten beobachten wir der Tag langsam begann. Der rote Sand, die immer wieder auftauchenden kleinen Dörfchen und der eine etwas grössere Hügel, der sich plötzlich auf der Route erhebt, beeindrucken zutiefst. Nach knapp einer Stunde fahren wir nach Thies hinein und suchen wieder die besagte Behörde auf. Dieses Mal begegneten wir tausenden von Menschen, die vor dem Eingang standen, der bewacht wurde von mehreren Aufsichtspersonen im Tenue. Oje, dachte ich mir und schaute all die Menschen um uns herum an. Wir waren noch nicht mal aus dem Auto gestiegen und mir graute es schon davor hier draussen in all den Menschen mich mit anzustellen und zu warten. Wie die Abläufe sind, wer die letzte Person in der Schlange war oder sonstige Abläufe waren nicht zu erkennen. Jeder versuchte einfach hinein zu kommen. Nun gut, ab in den Kampf, ging es mir durch den Kopf und wir stiegen aus dem Auto aus. Unser Chauffeur wartete beim Auto und gönnte sich ein Frühstück, während wir uns in die Menschenmasse stürzten. Wie gewohnt geht man bei solchen Menschenmassen einmal nach ganz vorne, um jemanden zu fragen, wie die Abläufe sind. Madiakher bahnte einen Weg bis ganz nach vorne zu einer Aufsichtsperson. Die Begrüssung fiel herzlicher aus wie gewohnt und ich schaute etwas genauer hin. Ich verstand aus dem plötzlich entstehenden Gespräch, dass es alte Freunde waren und sie früher zusammen Auftritte hatten. Madiakher verbachte einige Zeit in Thies und hatte unzählige Auftritte mit den unterschiedlichsten Künstlern und Crews. So auch mit seinem langjährigen Freund, der mittlerweile bei der Polizei arbeitet. Und schwups waren wir im Gebäude drinnen und inmitten von weiteren unzähligen Menschen, die an die Prüfung gingen. So standen wir vor der nächsten Herausforderung. Wo müssen wir hin? Wie läuft alles ab und wen können wir fragen? Wir gingen auf einen älteren Herrn zu, der uns direkt entgegen kam. Er hatte ein Stapel an Dossiers in der Hand und fragte nach meinem Namen. Da ich mit Abstand die einzige weisse Person da war, suchte er bei den Dossiers nach dem Foto mit der weissen Frau darauf. Schnell fand er mein Dossier und fragte mich, ob ich die Prüfung mündlich oder schriftlich machen möchte. Er teilte mich bei der schriftlichen Prüfung ein, denn es würde schneller gehen meinte er. Auch könnte ich lesen und schreiben, sodass mir diese Prüfungsweise absolut möglich ist. Dieser ganze Ablauf dauerte keine fünf Minuten und ich wurde ums Gebäude gelotst in eine weitere Menschenschlange, um da anzustehen. Eine Frau vor mir aus Martinique gesellte sich zu mir und meinte, wir müssten uns hier anstellen, um uns für die Prüfung zu registrieren. Sie sei seit vielen Jahren mit ihrem senegalesischen Mann verheiratet, aber könnte kein Wort Wolof. Sie spricht Französisch, was hier die Nationalsprache ist, sodass sie nicht oft Wolof sprechen müsste. Sie frage mich ob ich die Sprache Wolof sprechen könnte, denn sie meinte, mich zuvor gehört zu haben wie ich mit meinem Mann Wolof gesprochen habe. Ein wenig antwortete ich und schon war sie an der Reihe, sich für die Prüfung zu registrieren. An einem Tisch vor mir frage mich ein Mann nach meinem Pass und meinem Dossier. Alles schien in Ordnung zu sein und ich sollte mein Dossier auf einen Stapel anderer Dossiers legen. Danach hiess es warten. Vor den Bürotüren war ein langer Korridor, welche die Büros durch das Dach vor Sonne und Regen schützte. Darunter war der besagte Tisch für die Registrierung und in einer Reihe entlang viele weitere einzelne Tische mit je einem Stuhl davor. Ausserhalb dieses Korridors warteten unzählige Personen in der Sonne. Ich stellte mich einfach dazu und beobachtete. Ich frage mich, welche Verkehrsregeln sie wohl nun hier auf schriftliche Weise abfragen werden? Mir wurde ja gesagt, dass wir einfach ein paar Schilder mündlich benennen sollten. Als ich da ankam, waren soeben einige Personen mit ihrer Prüfung beschäftigt. Wir konnten ihnen zuschauen, denn der Korridor war nach aussen hin nicht verschlossen. Ca 15 Personen konnten auf einmal die Prüfung schreiben. Der eine Herr nahm immer nach ca. 15 min. einen Stapel mit Dossiers in die Hand und nahm eins nach dem anderen hervor, lass den Namen davon ab, die besagte Person nahm das Dossier entgegen und setzte sich an einen Tisch. Welche Reihenfolge der Herr wählte, wann er welches Dossier nahm, um die Person aufzurufen fand ich bis zum Schluss nicht heraus. Es dauerte gefühlt eine Ewigkeit, bis ich meinen Namen hörte und ich mich an einen der Tische setzte. Mir wurde ein leeres Papier mit 26. Felder vorgelegt mit der Möglichkeit A / B / C / D. Fragen waren darauf keine zu sehen. Einzig sollte ich meinen Namen, meine Dossiernummer sowie das Datum darauf vermerken. Ein weiteres Büchlein wurde mir und all den anderen um mich gegeben. 26 verschiedene Verkehrssituationen waren je auf einer Seite aufgeführt mit zwei entsprechenden Fragen darauf. So konnte die Antwort der einen Frage A oder B sein und der zweiten Frage C oder D. Die Verkehrssituationen waren alle in Frankreich abgebildet und somit galt es nun die europäische respektive die französischen Verkehrsregeln zu kennen und diese unter Beweis zu stellen. Nur die letzte Frage war auf die senegalesischen Regeln zurückzuführen. Wer muss im Auto die Sicherheitsgurte anlegen? Was denkt ihr, wer muss sich im Auto angurten?

Die Sonne prallte auf mein Gesicht, da ich an der äusseren Seite des Korridors sass. Die Frau aus Martinique steckte mir noch einen Kugelschreiber zu und wünschte mir Glück, bevor sie an ihre Prüfung ging. Wie froh ich darüber war, denn einen Kugelschreiber hatte ich nicht mit. Denn ich war ja auf eine mündliche Prüfung eingestellt gewesen. Hmmm, werde ich es schaffen diese Prüfung auf Französisch abzulegen? Frage um Frage löste ich, wobei ich soweit gut voran kam. Noch vor dem Ablauf der gegebenen Zeit war ich mit allen Fragen durch und gab das Papier mit meinem Dossier wieder ab. Und nun? Ich würde von meinem Fahrlehrer Bescheid bekommen über das Resultat. Da ich aber keine Fahrstunde hier in Senegal gemacht habe, sondern den Ausweis eigentlich einfach umschreiben lassen wollte, korrigierte er die Aussage. Der Herr, bei dem ich das Dossier erstellt und eingereicht hätte vor einer Woche, würde mir Bescheid gegeben. So schlängelte ich mich durch all die Menschen wieder zurück zum Eingang und traf wieder auf Madiakher, der das ganze Verfahren von weitem her beobachtet hatte. Bei seinem Polizeikollegen verweilten wir noch etwas und unterhielten uns. Zurück im Auto, kauften wir uns noch ein leckeres Sandwich für die Heimfahrt und gingen wieder zurück nach Mbour. Was für ein aufregender Morgen. Wie wohl das Ergebnis ausfallen wird? Wie viele Fragen musste man richtig beantwortet haben um zu bestehen? Spielt dies überhaupt eine Rolle, denn wir hatten ja den sogenannten «Schutz» bei Einreichung des Dossiers nicht bezahlt. Hat dies vielleicht einen Einfluss?

Im nächsten Blogeintrag erfahrt ihr, wie es weiter gegangen ist und wie das Ergebnis ausgefallen ist von der Theorieprüfung.

Antwort: Der Fahrer und der Beifahrer müssen immer angegurtet sein während der Fahrt.

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